Fledermauszählung im Milseburgtunnel

Der Milseburgtunnel in Osthessen gilt als ein wahres El Dorado für Fledermäuse – er ist ihr Winterquartier. Auf über einem Kilometer schlummern die nachtaktiven Säugetiere im Dunkeln vor sich hin und warten, bis es wieder warm wird. Die perfekte Gelegenheit für Forscher herauszufinden, wie viele Fledermäuse in Hessen überhaupt zu Hause sind: Wir haben das Team bei seiner Fledermauszählung begleitet.

Gruselig hier und kaum etwas zu sehen – im dunklen Milseburgtunnel. Stefan Zaenker ist mit seinem Team auf der Suche nach Fledermäusen. Nicht alle hängen – wie diese Schlafmütze – so offensichtlich an der Decke.
Stefan Zaenker, Naturschutzbehörde Kassel
„Man sieht sie nicht richtig, man sieht sie nicht richtig. Ich will mal sehen ob ich ein bisschen überhaupt was erkenne. Ist schon mal keine Mopsfledermaus, ist ein braunes Langohr.“
Zehn unterschiedliche Fledermausarten verbringen hier ihren Winterschlaf – so viele verschiedene, wie sonst in keinem anderen Quartier in Deutschland.
Stefan Zaenker, Landesverband für Höhlen und Karstforschung Hessen
„Also das da oben sind Zwergfledermäuse. Die erkennt man an dem schwarzen Gesicht und den schwarzen Ohren. Das ist die kleinste Art, die wir in Deutschland haben und da hängen gleich zwei Stück hier oben drin.“
Stefan Zaenker zählt Fledermäuse in ganz Nord und Osthessen. Hier im Milseburgtunnel macht er das schon seit über 20 Jahren. Für ihn ein ganz besonderer Job.
Stefan Zaenker, Naturschutzbehörde Kassel
„Die Fledermaus ist ein super besonderes Tier. Das einzig fliegende Säugetier, das wir überhaupt haben – bei uns in den Regionen. Und die ganze Lebensweise, also nachts zu leben und tagsüber zu schlafen, genau das Gegenteil von mir. Also ich find’s total spannend.“
Je tiefer es in den Tunnel geht – und je kälter es dadurch wird – desto mehr Fledermäuse findet das Team.
Stefan Zaenker, Landesverband für Höhlen und Karstforschung Hessen
„Das ist eine Wasserfledermaus, sie ist viel breiter, man sieht ein bisschen die… Na, die Füße sieht man nicht so richtig, ist aber eine Wasserfledermaus. Hat ein helleres Gesicht.“
Das Herz der Fledermaus schlägt im Winterschlaf nur ein bis zwei Mal pro Minute. Ihre Körpertemperatur sinkt dadurch. Die Fledermaus ist nur 1 Grad wärmer als ihre Umgebung.
Nach etwa drei Stunden ist das Ende des Tunnels erreicht. Die Bilanz neben Spinnen und Feuersalamandern: 70 Fledermäuse – bei sieben verschiedenen Arten. Da staunen auch Helfer, die extra aus der Schweiz angereist sind.
Christian Lüthi, Forstingenieur in der Schweiz
„Also sieben Arten zu finden, ist für mich etwas Neues. Ich hatte noch nie sieben bei Zählungen. Ich habe schon mal vier erreicht, aber irgendwann hört es oft auf, weil ich in einer Alpinregion bin.“
Die Population der Fledermäuse steigt in Osthessen. Das war aber nicht immer so.
Stefan Zaenker, aturschutzbehörde Kassel
„Also in 60er, 70er Jahren sind die Fledermäuse auf dem Tiefpunkt gewesen, durch die ganzen Insektenschutzmittel und es gab kaum noch welche. Das erholt sich seitdem, aber sehr, sehr langsam und wir sind aber trotzdem nur – ich sage mal so – zehn, fünfzehn Prozent von den Beständen, die wir damals mal hatten.“
Morgen steht für Stefan Zaenker schon die nächste Zählung an, bevor die ersten Fledermäuse im März wieder aufwachen.