Filmfestival goEast in Wiesbaden

Das Filmfestival goEast in Wiesbaden blickt einmal im Jahr nach Osten und zeigt Produktionen aus Mittel- und Osteuropa. Klar, dass der russische Angriff auf die Ukraine im Fokus steht. Das Thema – auch im gestern Abend gezeigten Spielfilm „Klondike“.

Filmausschnitt „Klondike“:
„Tolik, wohin bringst du mich?“
„Zieh dich an.“
„Wohin?“
„Dorthin, wo es keinen Krieg gibt.“
Es ist das Jahr 2014. Der Krieg reißt ein großes Loch in das Haus von Irka und Tolik. Die beiden führen ein einfaches, bäuerliches Leben in einem ostukrainischen Dorf an der Grenze zu Russland. Fortan kämpfen sie um ihr Leben und um ihre Heimat. Der russische Abschuss des Passagierflugzeugs MH17 – ein trauriger Schlüsselmoment.
Auch für Regisseurin und Drehbuchautorin Maryna Er Gorbach. Nach dem gewaltsamen Tod von fast 300 Zivilisten beschließt die Ukrainerin, einen Film zu machen. Gegen das Vergessen.
Maryna Er Gorbach, Regisseurin von „Klondike“
„Wenn wir Kriminelle nicht benennen, die Zivilisten töten, wenn wir unsere Augen davor verschließen, dann bedeutet das, dass sie es wieder und wieder tun werden und dass das Ausmaß dieser Verbrechen größer und größer sein wird.
So ist der Spielfilm aktueller denn je. Doch durch den russischen Angriff auf die Ukraine sieht Produzent Mehmet Bahadir Er die ukrainische Filmkultur in Gefahr.
Mehmet Bahadir Er, Produzent von „Klondike“
„Der Krieg ist sehr teuer. Nicht nur finanziell, sondern auch menschlich. Die Künstler sind gerade im Krieg. Wenn es keine finanzielle Unterstützung gibt, Unterkünfte, psychologische Hilfen, dann kann dieses Land die nächsten fünf Jahre seine Kunst und Kultur verlieren.“
Das Filmfestival goEast unterstützt den Austausch mit Kulturschaffenden aus Osteuropa seit 22 Jahren. Besucher erwarten in diesem Jahr 87 Filme aus 43 Ländern, darunter sieben ukrainische Beiträge und fünf russische. Weniger als ursprünglich geplant.
Heleen Gerritsen, Leiterin goEast – Festival des mittel- und osteuropäischen Films
„Wir haben nach dem 24. Februar uns auch entschieden, nicht mehr mit staatlichen, offiziellen Stellen in Russland zusammenzuarbeiten. Und haben dann tatsächlich ein paar russische Filmschaffende auch aufgefordert, ihre Filme selbst zurückzuziehen. Was sie auch getan haben. Sie verstehen, es ist gerade Krieg. Es ist noch zu früh für Dialog zwischen Ukrainern und Russen.“
Der Dialog mit dem Wiesbadener Publikum dagegen ist ausdrücklich erwünscht. Und stimmt an diesem Abend viele nachdenklich.
Anita Buss
„Ich finde, dass Osteuropa einfach was ist, was immer so untern Tisch fällt irgendwie. Gerade jetzt hier so im ‚Westen‘.“
Martin Owsianny
„Kultureller Austausch ist immer gut. Auch nicht nur im Hinblick auf den Austausch, sondern auch, um Problematiken auszutauschen und dafür Lösungen zu finden.“
Bettina Stelzig
„Das Verständnis dafür, dass eben vieles anders ist bei den Nachbarn, als wir uns das vielleicht vorstellen.“
Weitere mittel- und osteuropäische Filme zeigt das goEast Festival noch bis zum 25. April. Nicht nur in Wiesbaden, sondern auch in Frankfurt, Darmstadt, Gießen und Mainz.