Falscher Notarzt enttarnt

Ein mutmaßlicher Betrüger soll wochenlang in Hessen als falscher Notarzt unterwegs gewesen sein. Jetzt ist er aufgeflogen, die Staatsanwaltschaft ermittelt. Wie die Polizei dem Mann auf die Schliche gekommen ist? Hier kommt die ganze Geschichte.

Allein im Main-Kinzig- und im Vogelsbergkreis soll Patrick P. mindestens 27 Mal im Einsatz gewesen sein. Als Notarzt. Und das, obwohl der 31-Jährige gar keiner ist. Über eine Online-Plattform, die sogenannte Notarzt-Börse hatte sich der Mann aus Baden-Württemberg bundesweit als Aushilfs-Notarzt angeboten. Im Einsatz soll er Spritzen gesetzt, Medikamente verabreicht und andere Behandlungen durchgeführt haben.
Aufgeflogen ist der Fake-Arzt aber erst nach der Anzeige eines Autohändlers aus dem hessischen Lauterbach. Hier gibt Patrick P. im August ein Auto zur Reparatur.
Hans-Jürgen Rockel, Inhaber Autodienst Rockel
„Er hat einen Schaden reparieren lassen, hat dieses nicht bezahlt. Hat ein Auto gekauft, mit Kaufvertrag, allem Pipapo, Rechnung, alles gehabt, zugelassen und hat die Rechnung dann auch nicht bezahlt.“
Doch weil der Mann immer als Notarzt auftritt, vertraut Rockel darauf, dass er schon bezahlen werde.
Hans-Jürgen Rockel, Inhaber Autodienst Rockel
„Er kam ja dann immer und hat sich als Notarzt ausgegeben und hat gesagt: ‚Ihr kriegt ja euer Geld. Ihr könnt mich ja in Willofs dann, ich bin ja greifbar oder ich fahr in Alsfeld; also ich bin ja da. Das ist ja kein Problem, Geld hab ich ja‘ und als Notarzt kriegt er’s ja. Und er ist ja immer in Notarztklamotten da rumgelaufen und hat sich als Notarzt auch immer gut präsentiert.“
Doch das Geld bleibt aus und so zeigt der Autohändler den Schuldner bei der Polizei an. Außerdem teilt Rockel mit, dass er Zweifel daran habe, dass der Mann wirklich Notarzt ist.
Hans-Jürgen Rockel, Inhaber Autodienst Rockel
„Der kam hier an, war immer ziemlich flippig und aufgeregt und war immer freundlich, ja, aber auch immer irgendwie durchgeknallt.“
Nach Bekanntwerden der Vorwürfe wird der falsche Notarzt aus dem Dienst genommen. Nachforschungen bei der Landesärztekammer ergeben, dass der Mann kein Notarzt ist. Er habe überhaupt keine medizinische Ausbildung, sagt die Staatsanwaltschaft in Gießen. Ihm wird nun Missbrauch von Berufsbezeichnungen, Betrug sowie Urkundenfälschung vorgeworfen.
Thomas Hauburger, Staatsanwaltschaft Gießen
„Also seit dem Aufkommen der Vorwürfe waren die Ermittlungsbehörden natürlich schon aktiv. Wir haben auch umfangreiche Wohnungsdurchsuchungsmaßnahmen initiiert. Dabei wurden auch diverse Beweismittel – gefälschte Urkunden insbesondere – sichergestellt. Die müssen wir jetzt auswerten.“
Die Notarztbörse hatte den 31-Jährigen als Notarzt vermittelt obwohl er seine Unterlagen ohne Beglaubigung eingereicht hatte. Die Landkreise hatten darauf vertraut, dass die Zulassung des Arztes geprüft sei.
Nun ermittelt die Staatsanwaltschaft, ob der falsche Arzt in weiteren Landkreisen aktiv war. Auch ob er Patienten falsch behandelt und so geschädigt hat, ist noch nicht klar.