Falsche Hitler-Tagebücher im Bundesarchiv in Koblenz

Es war einer der größten Medienskandale in der Geschichte der alten Bundesrepublik. 1983 präsentiert das Magazin „Stern“ die angeblichen Tagebücher von Adolf Hitler. Schnell ist klar: Der vermeintliche Sensationsfund ist ein Fake. Der Fälscher und der verantwortliche Stern-Reporter landen dafür im Gefängnis, die falschen Tagebücher im Giftschrank des Verlags. Dieser hat die brisanten Schriftstücke nun – nach über 40 Jahren – an das Bundesarchiv in Koblenz übergeben.

Seite für Seite werden hier die Zeilen abgescannt, die laut der Zeitschrift „Stern“ dazu führen sollten, die Geschichte des dritten Reiches in großen Teilen neu zu schreiben.
Die gefälschten Hitler-Tagebücher hätten in den 80er Jahren das gefährliche Potenzial gehabt, die brutalen NS-Verbrechen zu verharmlosen, sagt der Präsident des Bundesarchivs.
Michael Hollmann, Präsident Bundesarchiv Koblenz
„Es ist richtig, dass die sogenannten ‚Hitler-Tagebücher‘ nun im Bundesarchiv sind, denn auf die Art und Weise können wir Sorge dafür tragen, dass sie kein Eigenleben entwickeln und wir können vor allem Sorge dafür tragen, dass diese gefälschten Dokumente im Kontext der originalen, der authentischen Quellen zum Dritten Reich umso eher als Fälschung entlarvt werden können.“
In den angeblichen Hitler-Tagebüchern findet sich kein Wort zum systematischen Völkermord der Nationalsozialisten, stattdessen banale Aussagen, in denen der falsche Hitler über Blähungen und Mundgeruch klagt. Trotzdem haben die – damals stolz präsentierten Hirngespinste – einen Archivwert.
Michael Hollmann, Präsident Bundesarchiv Koblenz
„Natürlich sind diese Tagebücher für sich genommen echt. Sie sind die echte Fälschung. Und sie sind auf die Art und Weise eine Quelle – nicht für das Dritte Reich, in dem Kontext sind sie unbrauchbar. Aber wer sich mit der Mediengeschichte der Bundesrepublik der 80er Jahre auseinandersetzt, wird um dieses Thema, auch darüber wie man in den Medien mit Fälschungen umgegangen ist, nicht herumkommen.“
Für das Bundesarchiv, das die Fälschung mitaufgedeckt hat, schließt sich nun ein Kreis. Das Gedächtnis der Gesellschaft, es erinnert zukünftig auch an eine der größten Medienlügen des Jahrhunderts.