FAIR wird ohne Russland gebaut

In Darmstadt entsteht momentan eine der größten Teilchenbeschleuniger-Anlagen der Welt. Die Forschungsstätte soll internationalen Wissenschaftlern ab 2025 neue Erkenntnisse darüber liefern, wie unser Universum entstanden ist. Doch bei aller Euphorie gibt es momentan auch viele Sorgen, denn der Krieg in der Ukraine hat auch einen Schatten auf die Welt der Wissenschaft geworfen.

Symbolische Grundsteinlegung heute am GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung in Darmstadt. Mit dem Bau des Kontrollzentrums hat heute ein weiterer wichtiger Bauabschnitt für den Ringbeschleuniger begonnen, mit dessen Hilfe die Wissenschaftler irgendwann einmal den Ursprung allen Lebens erforschen wollen. Die Entwicklung und der Bau der „Facility for Antiproton an Ion Research“, kurz FAIR, werden seit 2007 von einer internationalen Gemeinschaft aus zehn Staaten getragen, doch jetzt droht dem Projekt eine Finanzierungslücke. Denn Russland wurde wegen seinem Krieg in der Ukraine als Partner ausgeschlossen.
Angela Dorn, B’90 / Grüne, Wissenschaftsministerin Hessen
„Es ist absolut richtig, dass wir bei diesem Angriffskrieg, die institutionelle Kooperation auch in der Wissenschaft auf Eis legen. Da wo Geld fließt, wo institutionelle Kooperationen sind, die dürfen nicht mehr weiter passieren. Denn Herr Putin muss spüren, sein Handeln hat Konsequenzen. Sein Angriff auf die Ukraine ist völkerrechtswidrig, er bringt unglaubliches Leid auf die Menschen und das hat auch hier Konsequenzen und diese Konsequenzen tragen wir, weil das tatsächlich noch wichtiger ist, als die Frage welche Finanzmittel dann an der ein oder anderen Stelle verloren gehen.“
Finanzmittel die vor allem Deutschland und das Land Hessen werden aufbringen müssen, sind sie doch mit über 70 Prozent die größten Geldgeber für das Projekt, dessen Kosten momentan auf mehr als 3,1 Milliarden Euro geschätzt werden. Russland war bislang mit einem Anteil von rund 17,5 Prozent mit Abstand der zweitgrößte Geldgeber. Doch damit ist es noch nicht getan, denn auch wichtige Komponenten der Anlage, vor allem Magnete zum Beschleunigen der Teilchen, sollten ursprünglich auch aus Russland kommen. Die Betreiber des Beschleunigers geben sich heute optimistisch.
Jörg Blaurock, Technischer Geschäftsführer GSI und FAIR
„Wir wären nicht ein großer wissenschaftlicher und technologischer Standort, wenn wir nicht sofort anfangen würden, Alternativen zu finden und zu bearbeiten, und das tun wir zurzeit. Und da gibt es eine Reihe von Ansätzen, wo wir dann Ersatzbeschaffungen für Komponenten durchführen werden, die in Europa durchaus zu fertigen sind.“
Ursprünglich war die Fertigstellung von FAIR für 2016 geplant. Zuletzt hatten die Betreiber von 2027 gesprochen. Doch erst wenn die Auswirkungen der Sanktionen gegen Russland auf den Bau vollständig abzuschätzen sind, wird sich zeigen, ob dieser Zeitplan noch zu halten ist.