Fällt die Vorkasse bei Flügen weg?

Eine Nachricht dürfte für Erleichterung sorgen: Ab Herbst gilt in Flugzeugen keine Maskenpflicht mehr. Das hat Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach heute erklärt. Ein anderes Thema sorgt aber immer noch für hitzige Diskussionen: Die langsame Ticket-Rückerstattung bei Flugausfällen. Verbraucherschützer fordern Reformen. Die Fluglinien aber lehnen das strikt ab.

Lange Schlangen am Frankfurter Flughafen, zu wenig Bodenpersonal, immer wieder verspätete oder abgesagte Flüge: das Flugchaos 2022. Für tausende Reisende heißt es dann, ihr Geld von der Fluggesellschaft zurückfordern. Allein die Lufthansa als größter deutscher Anbieter musste diesen Sommer in Frankfurt und München bereits 7.000 Flüge streichen. Laut Kranich-Airline würden die Kunden aber nicht auf ihren Flugkosten sitzenbleiben.
Lufthansa AG
„Trotz der vielen Flugplanänderungen leisten wir die Erstattungen nahezu vollständig in der vorgegeben Frist von nur sieben Tagen.“
So problemlos, wie vom Flugunternehmen dargestellt, laufe es in der Praxis aber nicht, kritisieren Verbraucherschützer schon länger.
Michael Dettelbacher, Verbraucherzentrale Hessen
„Eine enorme Zunahme von Verbraucheranfragen, Reklamationen, Verbraucherbeschwerden. Und das sind immer diese Wellen, Corona-März 2020 und jetzt wieder. Das zeigt deutlich, dass das System umgepolt werden muss.“
Verbraucherschützer fordern, dass Fluggäste künftig erst beim Check-In oder beim Boarding bezahlen müssen. Die Lufthansa hält dagegen, ohne Vorauszahlungen könnten Frühbucherrabatte künftig nicht mehr angeboten werden. Der Bundesgerichtshof hat zuletzt 2016 geurteilt, Flugreisende seien durch geltende Verordnungen ausreichend geschützt. Allerdings war das noch, bevor etwa Air Berlin oder Thomas Cook pleitegingen und Tausende Kunden nichts von ihrem Geld sahen. Gerade in Corona-Zeiten rückt das Thema „mögliche Insolvenz von Fluganbietern“ wieder stärker in den Fokus.
Michael Dettelbacher, Verbraucherzentrale Hessen
„Das Insolvenzrisiko trägt im jetzigen System der Verbraucher zu einem sehr großen Teil. Und warum soll sozusagen der Verbraucher hier Kredite geben, Insolvenzgelder nachschießen?“
Mehrere Bundesländer, darunter auch Hessen, fordern nun neue Gesetze zum Flugticketkauf. Das hessische Ministerium für Umwelt und Verbraucherschutz hält die Vorkassen-Praxis für „wirtschaftlich bedenklich“. Mitte September kommt das Thema im Bundesrat auf den Tisch, dann soll die Bundesregierung die Rechte für Reisende deutlich verbessern.