Fachkräfteverband sieht Probleme in der Kita-Betreuung

Vor fast zweieinhalb Jahren ist in Rheinland-Pfalz das Kita-Zukunftsgesetz in Kraft getreten. Es sollte den Alltag in Kindertagesstätten verbessern und auch die Eltern unterstützen. Sieben Stunden Betreuung, ein Mittagessen und gute Bildung. Viel sollte sich verändern. Jetzt hat der Kita-Fachkräfteverband die Umsetzung des Gesetzes genauer unter die Lupe genommen.

In der Kita Mütze in Ingelheim sind Autos, Bilder oder Bälle hoch im Kurs, unbeliebt ist heute die Kasse. Vielleicht auch, weil die leer ist. Nicht nur im Spiel. Die Kita hat Geldprobleme. 150 000 € fehlen dem freien Träger, um den Betreib aufrecht zu erhalten. Angela Sgro leitet das Mütter und Familienzentrum Ingelheim und hat gehofft, dass sich das mit dem Kita-Zukunftsgesetz ändert.
Angela Sgro, Vorsitzende Mütter- und Familienzentrum Ingelheim
„Weil das kann ja kein Mensch wollen, das ein Träger Geld mitbringt. Niemand. Kein Dienstleister würde das machen. Geld mitbringen, um irgendetwas zu reparieren. Deswegen war klar, das wird sich ändern. Leider hat es das nicht.“
Das Gesetz gäbe zwar mehr Spielraum, woher das Geld kommt, es fehle jedoch noch immer.
Ein Bild, das sich auch in der Studie des Kita-Fachkräfteverbands wiederspiegelt. Die Hoffnung auf Verbesserung war groß, die Enttäuschung noch größer. Über 1000 Fachkräfte sollten dabei das Gesetz evaluieren. 93% sagen, dass frühkindliche Bildung und gute Betreuung aktuell nicht möglich ist. Dazu hätten sich die Arbeitsbedingungen in den letzten Jahren sogar verschlechtert.
Nadine Zimmer, Verband Kita-Fachkräfte Rheinland-Pfalz
„Erzieher sind viel mehr gereizt, die pädagogischen Fachkräfte können nicht mehr abschalten nach der Arbeit. Es beschäftigt sie also auch in ihrem privaten Umfeld weiter. Sie nehmen die Sachen mit nach Hause, um überhaupt noch irgendwie ihren Anspruch, den sie haben an pädagogischer Dokumentation, dass sie das mit nach Hause nehmen und das dann dort machen. Das nächste Thema ist, sie machen häufig Überstunden. Also jede zweite Fachkraft macht oft bis immer Überstunden.“
Zwar hätte es diese Probleme rund um den Fachkräftemangel schon vorher gegeben, die längere Betreuungszeit habe diese aber verschärft. Der Verband fordert nun, dass Öffnungszeiten an die Personalsituation angepasst werden, auch wenn Kinder dabei früher die Kita verlassen müssen. Eine Sieben-Stunden-Betreuung sei aktuell nicht möglich.
Die rheinland-pfälzische Bildungsministerin Stefanie Hubig betont, dass sie die Ergebnisse der Umfrage ernst nehme. Man sei mit allen Beteiligten im Austausch, wie sich die Situation verbessern lässt. Die Sieben-Stunden-Betreuung sei jedoch einer der wichtigsten Punkte des Gesetzes.
Stefanie Hubig (SPD), Bildungsministerin Rheinland-Pfalz
„Das ist an einzelnen Stellen schwierig das umzusetzen, das wissen wir. Wir gucken mit dem Landesamt aber auch gemeinsam drauf, wie man dort unterstützen kann, wie man da Lösungen finden kann. Ich glaube, es ist ganz wichtig, dass man sich den Einzelfall anguckt. Für die Eltern ist es wirklich unglaublich wichtig, diesen Anspruch am Stück zu haben, weil sie sonst Beruf und Familie nicht unter einen Hut kriegen können.“
Um die Finanzen in der Kita in Ingelheim unter einen Hut zu bekommen, ist Angela Sgro noch auf die Hilfe der Stadt angewiesen. Jedoch gehe das nicht dauerhaft. Sie erwartet, dass sich die finanzielle Situation durch das Kita-Zukunftsgesetz endlich ändere. Wie auch bei den anderen Problemen in den Kindertagesstätten braucht sie dabei wohl noch einiges an Geduld.