Fachkräftemangel in Gastronomie und Hotelbranche

Der Fachkräftemangel – er droht in Deutschland zu einer Never-Ending-Story werden. Allein bis 2035 gehen sieben Millionen Menschen in Rente und fehlen dann auf dem Arbeitsmarkt. Schon heute bleiben viele Stellen in Betrieben unbesetzt. Besonders groß ist die Not in der Gastronomie- und Hotelbranche. Doch es gibt auch positive Beispiele: Wir haben uns ein Hotel in Trier angeschaut, das zeigt: Fachkräfte-Mangel ist kein unausweichliches Schicksal.

Wo andere Urlaub machen, arbeitet Bartek Jezierski. Er macht eine Ausbildung im Nells Park Hotel Trier. Für eine Ausbildung in der Hotelbranche haben sich nach Corona immer weniger junge Menschen entschieden. Aus seiner Sicht überwiegen die Vorteile.
Bartek Jezierski, Auszubildender Hotelfachmann
„Ich bin viel rumgereist. Da bin ich auf den Geschmack gekommen, durch die Welt zu reisen und da habe ich mich nach einem Beruf bemüht, der mir das in der Zukunft ermöglichen würde. Und da kam ich auf den Bereich Hotelfachmann.“
Eine weiterer Punkt, der ihn überzeugt hat: Geld.
Bartek Jezierski, Auszubildender Hotelfachmann
„Letztes Jahr wurde die Ausbildungsvergütung das Doppelte quasi erhöht und deswegen ist das eigentlich, das ist das mit Entscheidende wo ich dann gesagt habe: Okay da sehe ich mich (lacht).“
Auch für die gelernte Hotelfachfrau Lola Brecht mag ihren Job – trotz der Arbeitszeiten.
Lola Brecht, Hotelfachfrau
„In erster Linie ist es ja eine Schichtarbeit. Wenn man Schicht hat, kommt man spät nach Hause, man muss früh anfangen, damit muss man klarkommen. Aber irgendwann entwickelt man eine Routine darin und für mich persönlich sehe ich darin jetzt keinen Nachteil.“
Einen Fachkräftemangel gibt es hier nicht: Der Betrieb hat schon seit 2010 ein eigenes Ausbildungskonzept entwickelt. Dazu zählen kontinuierliches Feedback für die Azubis und viel Flexibilität.
Dorothee Schramm, Personalabteilung Nells Park Hotel Trier
„Wir bieten innerhalb der Ausbildung überbetriebliche Praktika an, was ganz wichtig ist. Die Auszubildenden können in andere Bereiche schauen. In eine Sterneküche, in einen Barbetrieb, einfach der Blick über den Tellerrand.“
Früh hat das Unternehmen auch auf Social-Media-Berater gesetzt:
Carsten Vogt, Betriebsleitung Nells Park Hotel Trier
„Wir bleiben bei unserem Kerngeschäft. Wir holen uns jemanden dazu, der wirklich das im Ressort hat und uns da unterstützen kann, um online wirklich Marketing-Werbung zu schalten, um die Zielgruppe zu erreichen, die wir wollen.“
Auch durch diese Maßnahmen hätten sich die Auszubildendenzahlen verdoppelt.
Fachkräfte sichern – darüber haben gestern Vertreter aus Wirtschaft und Politik beim Wirtschaftsforum der Deutschen Industrie- und Handelskammer diskutiert, moderiert von 17:30 Sat.1-Live-Moderator Markus Appelmann.
Die Vorsitzende der Bundesagentur für Arbeit Andrea Nahles betonte: Auf der Suche nach Fachkräften müssen sich heute Betriebe bei Arbeitnehmern bewerben – nicht mehr umgekehrt.
Andrea Nahles, Vorsitzende Bundesagentur für Arbeit „Arbeitsbedingungen spielen eine immer größere Rolle, gerade für die Jüngeren, und da werden die Arbeitgeber auch umdenken müssen und auch sich selbst attraktiver machen müssen in den Augen der Arbeitnehmer.“
Um den Fachkräftelücke zu schließen, seien auch Millionen ausländische Fachkräfte nötig. Da müsse der Staat schneller werden. Viele Unternehmer klagen: Oft dauere es ein Jahr, eine Fachkraft nach Deutschland zu holen, die man sofort einstellen würde.
Peter Adrian, DIHK-Präsident
„Da brauchen wir schnelle digitale Strukturen im Auswärtigen Amt, in den Botschaften. Was wir auch brauchen: Wir brauchen eine viel leistungsfähigere Kinderbetreuung hier in Deutschland, um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf hinzubekommen.“
Mehr Frauen in Vollzeit, mehr ausländische Fachkräfte, bessere Arbeitsbedingungen. Alle Beteiligten sind sich einig, dass Unternehmen und Politik dafür sorgen. Nur dann könnte sich der Erfolg des Nells Park Hotels auch flächendeckend umsetzen lassen.