Experten begutachten Kunstwerke aus Privatbesitz

Ein Erbstück, ein Geschenk oder ein Fund auf dem Dachboden – Viele Menschen haben Kunstgegenstände Zuhause und wissen gar nicht, was es mit ihnen auf sich hat. Ist das Bild wirklich alt? Ist das Porzellan ein Sammlerstück? Und ist diese Statue am Ende sogar etwas wert? Alle diese Fragen beantworten regelmäßig die Experten des Hessischen Landesmuseums in Darmstadt.

 

Rolf hat ein Rätsel dabei: stammt dieses Gemälde vom berühmten italienischen Maler Ludovico Carraci, der im 16. Jahrhundert in Bologna gelebt hat? Oder ist es eine perfekte Kopie? Rolf, der seinen Nachnamen nicht im Fernsehen hören will, hat das Bild nach der Jahrtausendwende geschenkt bekommen, als Dank für einen Freundschaftsdienst. Seitdem ist er auf der Suche nach Gewissheit.
Rolf aus Frankfurt:
„Ich habe das Bild prüfen lassen, ich habe auch viel Geld in diese Prüfung investiert, vor allem auch in die Prüfung der Farbpigmente. Die Farbpigmente sind 500 Jahre alt, auf jeden Fall. Ich glaube schon, dass es in die Richtung Caracci geht, aber noch fehlen mir ein paar Indizien um sicher zu sagen: das ist ein Bild von Caracci.“
Die Fachleute des Hessischen Landesmuseums nehmen alles genau unter die Lupe. Ihre Expertise ist gefragt – Die kostenlosen Begutachtungstermine, zu denen Privatpersonen ihre Kunstschätze mitbringen können, sind immer ausgebucht. Mehr als 100 Menschen stehen bereits auf der Warteliste.
Dieser Sammler seltener Porzellanschalen braucht Hilfe bei der Bestimmung des Alters seiner Schätze. Von Dr. Wolfgang Glüber und seinen Kollegen hat er heute wichtige Informationen bekommen.
Jürgen Patzlaff, Sammler:
„Das es wegen verschiedener Bodenstempel aus verschiedenen Jahrzehnten kommt und das war für mich eben interessant, ob es vor Krieg ist oder nach Krieg. Das ist ganz toll, denn das mir mehr Einblick gibt, über Zeitgeschehnisse in der Kunst und damit wird es für einen persönlich wertvoller.“
Wer sich hier aber erhofft eine Schätzung zum finanziellen Wert seiner Objekte zu erhalten, der wird enttäuscht, denn den Preis machen nicht die Wissenschaftler sondern der Markt.
Wolfgang Glüber, Hessisches Landesmuseum Darmstadt:
„Wir sagen ja grundsätzlich nichts zum Wert, weil wir das auch nicht dürfen. Ich glaube es ist einfach ein Interesse an den Stücken die man hat, die man vielleicht geerbt hat oder irgendwo gefunden hat, die man nicht einschätzen kann. Und zu wissen: ist das etwas Besonderes oder ist das Alltagskram.“
Und diese Unterscheidung treffen die Experten anhand von kleinen Details. Die Suche nach der Wahrheit ist hier echte Detektivarbeit.
Gabriele Mackert, Hessisches Landesmuseum Darmstadt:
„Welche Hinweise auf welche Epoche gibt es, wie alt ist das Holz, wie alt ist die Leinwand, wie ist der Zierrahmen, gehört der im Original zu diesem Gemälde oder nicht? Und das kann man ganz schön eigentlich sehen, wenn man das Objekt von allen Seiten anguckt, deswegen ist die Rückseite immer ganz wichtig. Es kann sein, dass es Stempel gibt hinten oder andere Hinweise. Selbst die Art und Weise wie etwas genagelt ist, kann uns Hinweise dazu geben, in welche Zeit man ein Kunstwerk verorten kann.“
Doch auch die Experten geraten zuweilen an ihre Grenzen: Ob es sich bei Rolfs Bild wirklich um ein Original handelt, das können ihm heute auch die Sachverständigen im Museum nicht mit Sicherheit sagen. Das Carraci-Rätsel bleibt also zunächst ungelöst. Hier im Museum bekommen sie aber bald schon wieder die Gelegenheit, sich neuer Rätsel anzunehmen: der nächste Begutachtungstermin findet am 30. November statt.