Exil-Iraner in Sorge um ihre Heimat

Alles begann mit ihr: Mahsa Amini – im September wurde die 22-Jährige mutmaßlich von der iranischen Sittenpolizei ermordet, weil sie ihr Kopftuch in der Öffentlichkeit nicht korrekt trug. Seitdem protestieren im Iran zahllose Menschen unter der Losung „Frau, Leben, Freiheit“ gegen die islamistische Mullah-Diktatur – oft unter Einsatz des eigenen Lebens. Viele Iraner in Rheinland-Pfalz beobachten die Proteste mit Sorge und Hoffnung zugleich – und versuchen von hier aus ihre Landsleute zu unterstützen.

Nika Shakarami – „Ich wurde entführt, vergewaltigt und ermordet. Meine Eltern wussten nicht, wo ich war. Sei meine Stimme.“
Kian Pirfalak – „Ich war im Auto mit meinem Vater, als ich erschossen wurde. Sei meine Stimme.“
Behrouz Asadi, Exil-Iraner in Mainz
„Der Kian ist ein zehnjähriger Junge, der unschuldig durch die Kugel erschossen worden ist und gestorben ist. Der Vater liegt im Koma und die haben uns einen Hilferuf gegeben nach speziellen Medikamenten und wir haben diese speziellen Medikamente organisiert.“
Behrouz Asadi lebt seit über 40 Jahren in Deutschland – doch in Gedanken ist er jeden Tag im Iran, erst Recht seit Beginn der Proteste im September. Die Videos, die ihn von dort erreichen, steigern seine Wut auf das iranische Regime.
Behrouz Asadi, Maltester Rheinland-Pfalz
„Dieses Regime – die Islamische Republik – und der gesamte Apparat ist ein totalitäres Regime, das nur durch Terrorakte bis jetzt im Iran und im Ausland existieren konnte. Die versuchen, jeden Schrei nach Demokratie im Keim zu ersticken.“
Ein Regime, dessen langer Arm bis nach Deutschland reicht, wie Asadi erfahren hat.1975 kommt er nach Mainz, studiert an der Universität Geographie. Seine Heimat hat er seitdem nicht wiedergesehen: 1979 übernehmen im Iran schiitische Islamisten die Macht und machen aus dem Land einen Gottesstaat mit streng religiösen Regeln. Liberale Iraner wie Asadi sind auch im Ausland nicht sicher – 1982 stürmen 150 Regime-Anhänger ein Studentenwohnheim in Mainz – ihr Ziel: iranische Studenten.
Behrouz Asadi, Maltester Rheinland-Pfalz
„Die Anhänger des iranischen Regimes haben mit dem Ruf ‚Allahu Akbar‘ das Wohnheim, bzw. Inter 1 angegriffen und sind geplant gruppenweise in die Zimmer gegangen, Zimmer kaputt gemacht, die Türen kaputt gemacht, die Leute zusammengeschlagen, rausgegangen und dann ins nächste.“
Asadi wird zum Exil-Iraner, setzt sich später als Leiter des Malteser-Migrationsbüros Rheinland-Pfalz und Hessen für Flüchtlinge ein – 2022 organisiert er Hilfsgüter für die Ukraine. Auch demonstriert er weiter für Frieden und Freiheit im Iran – wie etwa heute in Mainz. Behrouz und viele Menschen erzählen uns auf der Demonstration, dass sie die Hoffnung auf einen freien Iran nicht aufgeben. Vor dem Mainzer Landtag zeigten sie heute ihre Solidarität mit den Demonstranten im Iran und spielten ein Lied, dass im Ausland und in den sozialen Medien Symbol geworden ist – für den iranischen Protest und seine Opfer.