Ex-Jugendtrainer wegen sexuellem Missbrauch angeklagt

Die Taten sind kaum in Worte zu fassen: Ein ehemaliger Jugendtrainer von Wehen Wiesbaden steht wegen des Verdachts auf sexuellen Missbrauch seit heute vor dem Landgericht Frankfurt. Der 35-Jährige aus dem Main-Taunus-Kreis sitzt seit letztem Jahr in Untersuchungshaft. Die vielen Anklagepunkte machen sprachlos.

 

Vergewaltigung, sexuelle Nötigung, sexueller Missbrauch und die Herstellung von Aufnahmen der Taten – so lauten die schwerwiegenden Vorwürfe gegen den Angeklagten Sven B., ehemaliger Jugendtrainer des Fußballvereins SV Wehen Wiesbaden. Die Opfer: Zehn Jungen im Alter zwischen zehn und 17 Jahren, an denen sich der mutmaßliche Täter im Zeitraum von 2014 bis Oktober vergangenen Jahres vergangen haben soll. Die Anwältin einer Nebenklage kommentiert die Taten mit der Aussage: „Was hier gelaufen ist, ist einfach nur böse.“
Barbara Sauer-Kopic Rechtsanwältin Nebenklage     „Was hier wirklich aus dem Rahmen fällt ist dieses perfide Vorbereiten. Und die Art und Weise wie die Jugendlichen das unter Druck gesetzt wurden.“
Das mutmaßliche Vorgehen des Angeklagten: Er bedrohte die Jugendlichen über mehrere Messenger-Dienste anonym und bot ihnen anschließend mit seiner echten/wahren Identität Hilfe an. So habe er die Jugendlichen in seine Abhängigkeit gebracht und ihr Vertrauen missbraucht.
Dominik Dertscheny Staatsanwaltschaft Frankfurt:
„In mehreren Fällen soll er die Geschädigten hierbei zuvor mittels Schlafmittel und Alkohol zunächst betäubt haben und die sexuellen Handlungen sodann gefilmt haben.“
Die meisten Übergriffe durch den heute 35-Jährigen hätten in dessen Wohnung stattgefunden, sagt die Staatsanwaltschaft. Ein 16-Jähriger soll seit 2016 allein 50 Mal von Sven B. vergewaltigt worden sein. Der Angeklagt selbst schweigt zu den Vorwürfen. Keines der mutmaßlichen 10 Opfer war beim heutigen Prozessauftakt anwesend.
Julian Beimel, Reporter:
„Der Angeklagte beobachtet den Prozessbeginn ruhig und aufmerksam. Nur ab und zu senkt er den Blick, um die Anklagepunkte mitzulesen. Zwei Elternpaare von betroffenen Opfern sind heute bei der Verhandlung anwesend. Sie würdigen den Angeklagten keines Blickes. In einer Pause verlässt die Mutter eines der Opfer unter Tränen den Verhandlungssaal. Zu groß ist das Entsetzen über die schrecklichen Taten, die im Raum stehen.“
Aufgrund der besonderen Belastung für die betroffenen Kinder oder Jugendlichen dürfte ein Großteil der Verhandlungen unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden. Für den Prozess und seine aufwendige Beweisaufnahme sind vorerst zwölf Verhandlungstage bis Ende November angesetzt.