EU will Einsatz von Glyphosat reduzieren

Landwirte in Rheinland-Pfalz sind Herausforderungen gewohnt: In der Corona-Pandemie konnten Landwirte ihre Waren schlechter an Verbraucher und Gastronomie verkaufen; in der Energiekrise explodierten die Preise für Dünger. Doch es gibt auch Probleme, die hausgemacht sind. Etwa geplante Regeln der Europäischen Union. Landwirte fürchten massive Ernteausfälle und weiteres Hofsterben.

Schon viele Jahre macht Landwirt Rene Unger aus diesen Trauben Wein. Wie viele Jahre es noch werden, weiß er nicht. Denn die Europäische Kommission will den Einsatz des Pflanzenschutzmittels Glyphosat bis 2030 um 50% reduzieren. Für Rene Unger wäre das eine Katastrophe.
Rene Unger, Landwirt: „Ich glaube, da würden wir das Buch zu machen. Es gibt eben Lagen, da geht es nicht anders, da brauchen wir das Glyphosat oder eine Alternative dazu (…) Und wenn man pauschal von der Politik vorgeschrieben bekommen, das funktioniert einfach nicht.“
Glyphosat steht in der Kritik, weil es die Artenvielfalt: Denn das Pflanzenschutz-Mittel vernichtet Insekten und damit die Nahrung von Vögeln. Doch Unger warnt: 50% weniger Glyphosat kann in schlechten Jahren bis 30% weniger Ernte bedeuten.
Einen solchen Verlust befürchtet auch Marco Weber, der agrarpolitischer Sprecher der FDP-Fraktion im rheinland-pfälzischen Landtag.
Marco Weber (FDP), Agrarpolitischer Sprecher: „Weite Teile in Rheinland-Pfalz wird der Weinbau unmöglich gemacht. Wir haben Steillagen-Weinbau – ich sage nur mal die Mosel hier angrenzend – da müssen wir halt mit Pflanzenschutzmitteln arbeiten und von daher die Vorschläge der EU-Kommission keine Option und wir werden alles daran setzen, dieses zu verhindern.“
Verhindern müsste das sie: Die rheinland-pfälzische Landwirtschaftsministerin Daniela Schmitt. Auf der FDP-Sommertour besucht sie mit Mitgliedern der Fraktion Betriebe im Land: Etwa den Kapellenhof in Manderscheid – der Hof betreibt nicht nur Landwirtschaft, sondern ist gleichzeitig Hotel für Urlaubsgäste. Ein Konzept das boomt.
Doch die Einnahmen aus dem Tourismus könnten die Verluste nicht ausgleichen, die durch die Glyphosat-Reduktion und die schlechteren Ernten entstehen würden.
Daniela Schmitt (FDP), Landwirtschaftsministerin Rheinland-Pfalz: „Man fragt sich, was sind die Grundlagen dieser pauschalen Reduktionszahlen. (…) Wir platzieren diese Themen immer wieder auf den verschiedenen Ebenen, auf der Bundesebene, auf der europäischen Ebene und dort müssen wir immer wieder klar machen, was sind die Besonderheiten von Rheinland-Pfalz.“
Sich für die Landwirtschaft von Rheinland-Pfalz stark machen – genau das traut die Opposition der Ministerin nicht zu.
Johannes Zehfuß, Agrarpolitischer Sprecher CDU-Fraktion: „Sie darf ja nicht. Sie wird ja von ihrem Koalitionspartner wegen des Koalitionsfriedens ausgebremst. Ich unterstelle der Frau Schmitt praxisnahe Ansichten, aber sie darf nicht so handeln wie sie denkt. Das ist natürlich nicht zum Nutzen der Landwirtschaft.“
Denn Zehfuß weiß: Auch wenn die FDP dagegen wehrt, den Einsatz von Glyphosat so stark zu reduzieren – das vom grünen Koalitionspartner geführte Umweltministerium in Rheinland-Pfalz ist dafür. Noch ist völlig unklar, wie die Entscheidung auf europäischer Ebene und am Ende in Rheinland-Pfalz ausfallen wird.
Rene Unger, Landwirt: „Wir sind zu weit entfernt von Brüssel, zu weit entfernt von Berlin. Wir bekommen die Gesetze ganz abstrakt über den Kopf gestülpt und können mit den Gesetzen nichts anfangen, um eine vernünftige Zukunft zu haben.“
Rene Unger ist nicht gegen Naturschutz. Aber er wünscht sich: Mehr Kommunikation. Damit aus diesen Trauben auch 2030 Wein werden kann.