Erster Hessentag seit Pandemiebeginn

Der Hessentag ist das größte und älteste Landesfest Deutschlands. Zum 60. Mal findet er in diesen Tagen statt, Gastgeber ist das südhessische Pfungstadt. Zehn Tage lang präsentieren sich Verbände aus Kultur, Sport, Sozialwesen und Politik der Öffentlichkeit. Dazu sind mehr als 1200 Veranstaltungen geplant. Finanziert wird das Ganze vorwiegend aus öffentlichen Geldern und das stößt auf Kritik.

Montagvormittag auf dem Hessentag in Pfungstadt. Tag Vier und der Besucherstrom reißt nicht ab. Das Fest ist beliebt bei den Bürgern, bietet Möglichkeiten sich über verschiedene Organisationen zu informieren, kulinarische Experimente zu wagen und das ein oder andere Schnäppchen zu jagen. Zehn Tage lang herrscht hier Ausnahmezustand – so lange wie bei keinem anderen Landesfest. Das bedeutet aber auch: Es ist so teuer wie kein anderes Landesfest. Rund 20 Millionen Euro Steuergelder investieren Land, Bund und Kommune allein in diesem Jahr in das Mega-Event, so die Schätzung des Bundes der Steuerzahler. Und das sei definitiv zu viel.
Joachim Papendick, Vorsitzender Bund der Steuerzahler Hessen: „Aus unserer Sicht sollte nur ein Landesfest pro Jahr stattfinden. In Jahren, in denen die Landesgartenschau durchgeführt wird oder der Tag der Deutschen Einheit in Hessen gefeiert wird, sollte es keinen Hessentag gleichzeitig geben. Und außerdem sollte der Hessentag sich auf das Maß beschränken, das alle anderen Landesfeste haben, das heißt höchstens drei Tage.“
Er appelliert an die Politik, sich mit diesen Ideen auseinanderzusetzen, um unnötig hohe Kosten zu reduzieren. Aus Sicht der hessischen Landesregierung, die sich ihrerseits durch Stände und öffentliche Sitzungen auf dem Hessentag präsentiert, ist das keine Lösung.
Manuel Lösel, Staatssekretär Kultusministerium Hessen: „Denkbar ist alles, ich halte es rein für falsch. Der Hessentag ist großartig, es ist auch gut, dass wir ihn über eine Woche feiern. Es ist gut, dass die Menschen die Gelegenheit haben, Hessen wirklich kennenzulernen: Hessen zu riechen, Hessen zu schmecken, Hessen zu fühlen und Hessen zu erleben auf 1200 Veranstaltungen.“
Das wissen auch die Besucher zu schätzen. Dass sie das Fest zum Großteil durch ihre Steuerzahlungen quasi selbst finanzieren, finden die meisten von ihnen in Ordnung.
Reinhard Lindemann, aus Flörsheim: „Ich denke schon, dass es das wert ist, weil so viele Leute treffen sich hier, feiern.“
Monique: „Es wird so viel Steuergelder für alles Mögliche rausgegeben, also von dem her finde ich es schon ganz gut, dass auch mal wieder was zurück geht an die Leute, wo das auch bezahlen.“
Philip Baaske, aus Pfungstadt: „Ich denke, es ist toll, dass sich das Land Hessen und auch die Stadt Pfungstadt präsentieren kann. Aber natürlich ist es immer kritisch zu hinterfragen, ob wirklich alles in dem Rahmen laufen muss, ja. Aber prinzipiell, wenn man erst mal hier ist, hat es sich gelohnt.“
Etwa 600.000 Besucher erwartet Pfungstadt zu diesem Hessentag. Das sind deutlich weniger als in den Vor-Corona-Jahren. Diese Verkleinerung sei ein Schritt in die richtige Richtung, meint der Bund der Steuerzahler. Es brauche aber mehr Veränderung, um das teuerste Landesfest Deutschlands auch finanziell zu einer rundum gelungenen Veranstaltung zu wandeln.