Erster Fachbesucher-Tag auf der Buchmesse

Bei der Eröffnung der Frankfurter Buchmesse ist es gestern Abend zu einem Eklat gekommen. Der slowenische Philosoph Slavoj Žižek hatte in seiner Rede erklärt, man müsse auch den Palästinensern zuhören und deren Hintergrund betrachten, wenn man den Konflikt im Nahen Osten verstehen wolle. Der hessische Antisemitismusbeauftragte Uwe Becker unterbrach Žižeks Rede daraufhin und warf ihm vor, die Verbrechen der Hamas zu relativieren. Um Bücher geht es aber auch auf der Buchmesse, die seit heute für Fachpublikum geöffnet ist.

Mit einer Gesprächsrunde hochrangiger jüdischer Vertreter startet die Frankfurter Buchmesse in den ersten Ausstellungstag. „In Sorge um Israel“ ist der Titel dieser Veranstaltung – und das Motto für viele weitere Vorträge und Diskussionsrunden in den kommenden Tagen. Die aktuellen Krisen der Welt, sie gehören – zwangsläufig – zu den Schwerpunkten der diesjährigen Messe. Das zeigt sich auch in der Ausstellung der Ukraine, die in diesem Jahr den Titel „Fragilität der Existenz“ trägt.
Olena Odynoka, stellv. Direktorin des ukrainischen Buchinstituts
„Damit ist die Zerbrechlichkeit des Seins gemeint. Denn der russische Krieg in der Ukraine tötet Menschen. Und er hat vernichtende Auswirkungen auf alles – Natur, Wirtschaft und auch Literatur. Zum Beispiel werden mehr als dreißig ukrainische Autoren nie wieder ein Buch schreiben. Weil sie von russischen Raketen und Kugeln getötet worden sind.“
Umso mehr hätten diejenigen Autoren, die sich in Sicherheit befinden – sei es in der Ukraine oder im Ausland – die Verantwortung, den Opfern eine Stimme zu geben. Mehr als 500 Bücher stellt das Land in diesem Jahr in Frankfurt vor. Damit ist der ukrainische Stand einer der größeren auf der Messe. Traditionell präsentieren sich hier Länder aus der ganzen Welt mit ihren literarischen Neuheiten. Aber auch aktuelle Themen wie der Einsatz künstlicher Intelligenz in der Literatur werden vor und mit dem Publikum diskutiert. André Hansen und seine Kollegen thematisieren in ihrem Vortrag vor allem die Rolle von KI beim Übersetzen literarischer Texte.
André Hansen, Übersetzer
„Wir wollten einfach wirklich wissen: Ist das eine Zeitersparnis, wenn wir KI einsetzen, also Systeme wie DeepL, wenn wir das einsetzen beim literarischen Übersetzen, ob uns das eine Arbeitserleichterung bringt oder vielleicht sogar die Arbeitsqualität verbessert.“
Das Ergebnis nach verschiedenen Versuchen: durchwachsen. Es gebe eine gewisse Zeitersparnis, aber:
André Hansen, Übersetzer
„Die KI klingt einfach so gut vom direkten Output schon einmal, dass wir einfach ganz schnell Dinge übersehen beim Nachbearbeiten. Und das ist, glaube ich, auch eine große Gefahr.“
Zudem würden Strukturen großer Konzerne gestärkt – zu Lasten kleinerer Verlage, die sich die teuren KI-Systeme nicht leisten können. Mit oder ohne Künstliche Intelligenz – die Literaturlandschaft ist in ständigem Wandel. Ab Freitag kann sich jeder ein Bild machen von den vielen Facetten der Bücherwelt.