Erste Zeugen sagen im Polizistenmord-Prozess aus

Anfang des Jahres werden in der Nähe von Kusel zwei junge Polizisten bei eine Verkehrskontrolle kaltblütig erschossen. Nachdem die Staatsanwaltschaft vergangene Woche die Anklage verlesen hat und die beiden Beschuldigten ihre Versionen der Tatnacht geschildert haben, vernimmt das Landgericht in Kaiserslautern heute erste Zeugen.

Schon von Weitem ist zu erkennen: Hier stimmt was nicht. Ein Auto steht mitten auf der Straße, die Scheinwerfer blenden die Polizisten, als sie sich dem Tatort nähern. In einer riesigen Blutlache liegt eine leblose Frau, augenscheinlich getötet durch einen Schuss ins Gesicht. Es ist die Polizeianwärterin Yasmin B.
So schildern die vier Beamten die Situation, die sie in der Tatnacht auf der Kreisstraße zwischen Ulmet und Mayweilerhof vorgefunden haben, heute vor Gericht.
Kurz zuvor, gegen 4 Uhr 20, erreicht sie ein Funkspruch von ihrem Kollegen Alexander K. Darin kündigt er eine Verkehrskontrolle und den Verdacht auf Wilderei an, in einem ruhigen und routinierten Ton. Einige Sekunden später dann der Hilferuf.
Jana Stark, Reporterin
„Panisch, verzweifelt und völlig außer Atem ruft Alexander K. mehrfach ins Funkgerät: ‚Die schießen!‘. Nach einer kurzen Pause ruft er noch einmal um Hilfe, sein vermutlich letztes Wort. Der Funkspruch endet mit einem deutlich vernehmbaren Schuss.“
Als die beiden Streifen kurz darauf am Tatort eintreffen, wissen sie nicht, ob die Täter noch in der Nähe sind. Sie leuchten den Bereich neben der Straße aus und entdecken ihren Kollegen Alexander K., der ebenfalls leblos und stark blutend am Boden liegt. Als Notarzt und Sanitäter eintreffen, können sie nur den Tod der beiden jungen Polizisten feststellen, wie sie heute auch vor Gericht bestätigen.
Neben den Einsatzkräften sind heute auch einige Zeugen aus dem privaten Umfeld der beiden Angeklagten geladen. Sowohl die Verlobte von Florian V. als auch die Ehefrau und die Schwiegermutter von Andreas S. machen aber von ihrem Zeugnisverweigerungsrecht Gebrauch.
Fast zwei Stunden lang dagegen sitzt ein guter Bekannter der beiden Angeklagten auf dem Zeugenstuhl. Er kenne Andreas S. seit einigen Jahren, die beiden seien häufiger gemeinsam auf der Jagd gewesen. S. sei „der liebevollste Vater, der beste Ehemann, der beste Freund, den du finden kannst“, so der Zeuge wörtlich. In bestimmten Situationen aber auch sehr streng. Und er verfüge über geniale Schießkünste. Seine Spezialität: Kopfschüsse, was bei der Wildjagd eher unüblich sei. Den Angeklagten V. kenne er durch die Mieterin, die bei ihm im Haus wohne, V.s Verlobte. Er sei auch derjenige, der die beiden Angeklagten vor etwa einem Jahr einander vorgestellt habe und ihnen regelmäßig dabei geholfen habe, die Tiere nach der Jagd auszunehmen. So auch am Morgen des 31. Januar.
Jana Stark, Reporterin
„Alles sei ähnlich abgelaufen wie immer. Bis auf einen kleinen Unterschied: Nachdem S. und V. ihre von der Jagdnacht blutverschmierte Kleidung gewechselt hatten, wollten sie sie wegschmeißen statt sie zu waschen. Das habe ihn stutzig gemacht. Parallel habe er die Meldungen von den erschossenen Polizisten gehört und daraus seine Schlüsse gezogen.“
Noch am selben Tag sind die Tatverdächtigen von einem Spezialeinsatzkommando auf seinem Grundstück gefasst worden. Morgen geht der Prozess weiter. Dann will das Gericht die Polizisten vernehmen, die die Angeklagten kurz nach der Tat vernommen haben.