Erste Tankstelle für Flüssigwasserstoff in Wörth

Seit heute gibt es die weltweit erste, öffentlich zugängliche Flüssigwasserstofftankstelle für Lastwagen. Und zwar bei uns in Rheinland-Pfalz, genauer gesagt in Wörth am Rhein. Was zunächst in die Testphase geht, soll künftig zum Industriestandard werden. Dafür haben sich mit Daimler und Linde zwei deutsche Industriegrößen zusammengetan.

Tankstopp auf dem Gelände von Daimler Truck in Wörth am Rhein. Für diesen brennstoffzellenbetriebenen 40-Tonner heißt das: Flüssigwasserstoff statt Diesel. 80 Kilo im Tank reichen für über 1000 Kilometer. Der Tankvorgang dauert keine Viertelstunde. Das Besondere dabei ist, …
Andreas Gorbach, Daimler Truck Technologievorstand
„… dass mit dieser Technologie das Tanken von Wasserstoff so effizient, so einfach und auch so schnell geht wie mit Diesel. Dekarbonisierung von Güterverkehr ist wahrscheinlich die größte Aufgabe, die die Industrie je hatte. Da sind viele Schritte notwendig. Und das hier war tatsächlich ein ganz großer, relevanter in diese Richtung.“
Wasserstoff – bislang wird er flüssig angeliefert, dann verdampft und mit ordentlich Druck in den Tank gepumpt. Darauf wird hier verzichtet, der Wasserstoff direkt flüssig gezapft und so 95 Prozent Energie eingespart. Zwei hochisolierte Tanks sorgen dafür, dass der bei minus 253 Grad abgefüllte Wasserstoff kalt und somit flüssig bleibt. Die neue sogenannte sLH2-Technologie soll Aufbau und Betrieb von Wasserstofftankstellen deutlich günstiger machen. Abschrecken dürften viele Unternehmer aber die im Vergleich zum herkömmlichen Diesel hohen Anschaffungs- und Betriebskosten für einen wasserstoffbetriebenen LKW.
Jürgen Nowicki, CEO Linde Engineering
„Flüssiger Wasserstoff wird immer teurer sein als Diesel, wenn Sie das CO2 umsonst in die Luft blasen können. Ich glaube, da muss die Regulierung auch ein bisschen helfen und den Innovationsdruck erzeugen. Dass dann auch die Flottenbetreiber den Sinn einer Umstellung sehen. Weil jemand muss ja die Trucks kaufen.“
Die ersten fünf dieser Trucks sollen ab Mitte des Jahres von Logistikkunden erprobt werden, bis zur Serienreife wird es noch Jahre brauchen. Getankt wird zunächst in Wörth und in Duisburg. Um den Ausbau zu beschleunigen, ist auch die Politik gefragt.
Petra Dick-Walther (FDP), Staatssekretärin Wirtschaftsministerium Rheinland-Pfalz
„Wir können Entwicklungsprozesse begleiten, wir können Genehmigungsverfahren begleiten. Und wir können gemeinsam natürlich auch dafür in die Werbung gehen, für die Klimaneutralität und es interessant machen für die Unternehmer. Dass es notwendig ist, und dass wir es trotzdem wirtschaftlich darstellen können.“
Bis 2030 wären europaweit wohl 2000 solcher Tankstellen nötig, um eine flächendeckende Infrastruktur aufzubauen und die Klimaziele zu erreichen. Der Weg zur Energiewende im Transportgewerbe dürfte noch einige Meilensteine erfordern.