Erste Bilder vom Weltraumteleskop Euclid

Am 1. Juli ist die Mission „Euclid“ der europäischen Weltraumorganisation gestartet. Gesteuert wird sie aus dem Satellitenkontrollzentrum in Darmstadt. Mittlerweile ist das Teleskop an seinem Zielpunkt 1,5 Millionen Kilometer von der Erde entfernt angekommen und hat damit begonnen, das Universum außerhalb der Milchstraße zu scannen und zu kartographieren. Die ersten Aufnahmen hat die ESA heute veröffentlicht.

Selbst wenn wir alle Sterne und Galaxien des Weltalls auf ein Bild bekämen – würden wir doch nur rund 5 Prozent der gesamten Masse und Energie des Universums sehen. Denn das was wir bisher messen können, passt nicht mit den Berechnungen der Physiker zusammen. Um die Struktur des Alls zu erklären, fehlen zwei große Komponenten. Wissenschaftler sprechen von dunkler Materie und dunkler Energie. Die zu ergründen ist die Aufgabe von Euclid. Dafür scannt das Teleskop rund ein Drittel des gesamten Sternenhimmels und erstellt die bisher größte dreidimensionale Karte des messbaren Universums. Die ersten ultrahochauflösenden Aufnahmen von Euclid hat die ESA heute in Darmstadt veröffentlicht. Das Licht mancher Objekte war bis zu 10 Milliarden Jahre lang zu uns unterwegs.
Simon Plum, Leiter Missionsbetrieb ESOC
„Das ganz besondere ist, dass wir eine großflächige Aufnahme in einer ungeahnten Genauigkeit bekommen. Das heißt, wir gucken uns große Bereiche des Nachthimmels an und können diese extrem hoch auflösen. Wenn wir uns andere Teleskope angucken, die auch schon fliegen, zum Beispiel das James Webb von den Amerikanern, das kann weiter in die Vergangenheit gucken, aber nur auf einen sehr kleinen Punkt.“
Doch um die dunkle Materie zu untersuchen braucht es große, zusammenhängende Aufnahmen. Eine davon zeigt den sogenannten Perseushaufen mit seinen rund 1000 Galaxien. Er zählt zu den massereichsten bekannten Strukturen im Universum. Laut Berechnungen der Astronomen können sich solche Galaxienhaufen nur dank dunkler Materie gebildet haben. Im Bildhintergrund: rund 100.000 weitere Galaxien. Die Existenz mancher von ihnen bis dato unbekannt. Doch wie helfen die Aufnahmen nun, dunkle Materie zu finden? Fotografieren lässt sie sich ja nicht – zumindest nicht direkt.
Ralf Kohley, Physiker ESA Madrid
„Wenn man Materie, Gravitation hat zwischen einem Objekt, das weit entfernt ist und uns, dann wird das Objekt verformt. Und diese Verformung wird gemessen und mit der Messung der Verformung kann man darauf schließen, wie viel dunkle Materie zwischen uns und diesen Objekten liegt.“
Neben Galaxienhaufen macht Euclid auch Bilder einzelner Galaxien – in bekannter Spiralform ebenso wie unregelmäßige Sternenansammlungen. Im „Pferdekopfnebel“ hoffen die Astronomen Jupiter-ähnliche Planeten zu finden. Mehr als 2.500 Wissenschaftler aus 17 Ländern sind an der Euclid-Mission beteiligt.
Simon Plum, Leiter Missionsbetrieb ESOC
„Ich würde sagen, es wird Grundstein zu mehreren Nobelpreisen legen, die wir bestimmt im Laufe dieser Daten sehen werden.“
In den geplanten sechs Jahren Missionsdauer wird das Teleskop über eine Million hochdetaillierte Bilder erstellen. Die heute veröffentlichten sind ein erster Vorgeschmack auf die Geheimnisse, die es in den kommenden Jahren zu ergründen gibt.