Erstaufnahmeeinrichtung – Kusel fühlt sich überfordert

Im rheinland-pfälzischen Kusel leben rund 5.000 Einwohner. Vor wenigen Tagen ist die Zahl der Geflüchteten in dem kleinen Städtchen auf über 1.000 geklettert. Zu viele, sagen die Bürger. Heute haben sich Vertreter der Politik zusammengesetzt. Sie wissen: Die Integration der Flüchtlinge gleicht einer Quadratur des Kreises.

Ein Montagvormittag in Kusel. Alles wirkt noch verschlafen und ruhig. Es sind wenig Menschen auf den Straßen – und die wenigsten von denen, die unterwegs sind, wollen vor der Kamera mit uns sprechen – über das, was hier in den letzten Wochen am meisten diskutiert wird: Die Geflüchteten in der Erstaufnahmeeinrichtung oben auf dem Windhof. Zu groß ist die Angst, falsch verstanden zu werden.
Ilse Spengler, Anwohnerin
„Es wird zu viel. Ohne etwas gegen diese Leute zu haben, aber für so eine kleine Stadt wird es zu viel. Ich bin zu Fuß immer unterwegs und es begegnet mir fast sonst niemand wie fremde Leute.“

Nadine Herrmann-Jungahns, Anwohnerin
„Wenn wir in Kusel sind, kommt uns das schon immer mehr, dass es immer mehr wird. Häufig halt auch nur Männer. Und dass wir uns an für sich nicht unwohl fühlen, aber ist halt eine andere Mentalität.“

Hans Schwarz, Anwohner
„Wir selbst haben keine Probleme. Die Leute sind meistens freundlich, grüßen.“
Auf 5.000 Einwohner kommen hier 1.000 Geflüchtete. Der Grund: In Rheinland-Pfalz werden Flüchtlinge zuerst in Erstaufnahmeeinrichtungen untergebracht und dann im Land verteilt. Eine dieser fünf Einrichtungen ist in Kusel. Die meisten Geflüchteten bleiben hier im Schnitt fünf Monate.
Die Kuseler selbst sehen hierbei für ihre Kleinstadt ein Integrationsproblem und haben deshalb im September und Oktober bei Märschen gegen die aktuelle Politik protestiert. Die wiederum hat nun reagiert und sich heute zu einem runden Tisch getroffen.
Janosch Littig (Bündnis 90/Grüne), Staatssekretär Integrationsministerium Rheinland-Pfalz
„Wir haben in den vergangenen Monaten unsere Aufnahmekapazitäten als Land massiv ausgebaut. Eben weil der Zustrom an Menschen, an Geflüchteten so hoch ist. Wir haben mehrere verschiedene neue Standorte auch in Betrieb genommen. Und trotzdem ist es so, dass wir natürlich bei der Gesamtsituation, die wir gerade haben, gucken müssen, dass wir auch in unseren bestehenden Einrichtungen, an unseren bestehenden Standorten eben auch verdichten müssen.“
Heißt konkret: Auch in den kommenden Wintermonaten wird die Zahl der Geflüchteten in Kusel nicht weniger werden. Bürgermeister Jochen Hartloff plädiert deshalb an das Land, Streetworker mitzufinanzieren. Die sollen die Integration vereinfachen.
Jochen Hartloff (SPD), Bürgermeister Kusel
„Unser Ziel ist natürlich, dass wir die Ängste unserer Bürgerinnen und Bürger wegnehmen können. Da trägt die Polizei ihren Beitrag dazu bei mit Verstärkungen in Kusel, die die ganze Zeit schon da sind. Und versuchen eben, das so hinzukriegen, dass wir miteinander leben können. Schwierige Geschichte, aber ich glaube, wir kriegen das hin.“
Das Ergebnis des heutigen Tages: Es wurden Arbeitsgruppen gebildet, die wiederum konzipieren sollen, wie es weitergeht. Bringt das Kusel die schnelle Lösung?
Otto Rubly (CDU), Landrat Kusel
„Wer gemeint hat, wir kommen heute hier hin, haben Lösungen, da wären wir Dilettanten gewesen, wenn wir die die ganzen Tage und Wochen nicht aufgegriffen hätten. Wir sind ein Stückchen wachgerüttelt worden, muss man klipp und klar sagen. Und da arbeiten wird jetzt dran.“
Am 27. November geht es weiter: Dann lädt die Stadt zu einem Bürgerdialog ein. Dort sollen erste Ergebnisse aus den Arbeitsgruppen vorgestellt und die Anregungen der Bürger mit aufgegriffen werden.