Emu findet neue Heimat unter Straußen

Auf der Straußenfarm im hessischen Schaafheim leben über 100 Tiere. Doch eins davon sieht bei genauerem Hinsehen irgendwie anders aus als die anderen. Vor einigen Wochen wurde ein Emu in der Nähe des Hofes auf einem Feld gefunden – und weil ihn anscheinend niemand vermisst, hat der australische Laufvogel nun ein neues Zuhause unter den afrikanischen Straußen gefunden.

Wenn es Äpfel gibt, kann Emmi sich nicht zurückhalten. Normalerweise füttert Stephanie Roth ihre Laufvögel nicht gerne aus der Hand, denn die Strauße verwechseln gerne mal Futter mit Finger.
„Sie ist aber etwas zärtlicher als die Jungstrauße.“
Emmi ist ein Emu. Sie ist bereits ausgewachsen und deutlich kleiner als ein erwachsener Strauß. Deshalb lebt sie bei den Jungtieren. Geplant war dieser Zuwachs auf dem Tannenhof allerdings nicht.
Stephanie Roth, unfreiwillige Emu-Halterin
„Das war der 6. Januar, da haben wir nachmittags im Hofladen auf einmal ganz viele Anrufe bekommen, ob uns ein Strauß fehlt. Und dann haben wir gesagt: ‚Nee‘ und kurze Zeit später sind wir von unserem Jäger alarmiert worden und die haben gesagt, da ist wahrscheinlich kein Strauß, aber halt ein Laufvogel auf dem Acker und sie bräuchten Unterstützung.“
Gemeinsam mit den zwei Jägern konnten Stephanie Roth und ihr Mann den Emu einfangen. Doch als niemand kam, um das Tier abzuholen, startete die Polizei einen Aufruf nach dem Besitzer. Bis heute ist nichts passiert.
Stephanie Roth, unfreiwillige Emu-Halterin
„Wenn sich kein Besitzer meldet gibt’s für uns nur zwei Möglichkeiten: Entweder man wollte das Tier loswerden, weil es einem zu viel geworden ist. oder halt man hat Angst vor Konsequenzen, dass wenn man sich meldet, dass vielleicht die Haltung nicht dementsprechend war.“
Hier gibt es genug Platz, also durfte Emmi mit auf den Tannenhof. Nach einem kurzen Machtwort der Strauße, als die Fremde in ihr Territorium kam, ist der Emu mittlerweile in der Gruppe akzeptiert – wenn auch kein festes Mitglied.
In der Natur würde es so eine Emu-Strauß-WG nicht geben, denn Emus leben in Australien, Strauße in Afrika. Auch wenn sie ähnlich aussehen, sind sie nicht näher miteinander verwandt. Optisch unterscheiden sie sich vor allem durch die Größe und die dunklen Federn am Hals der Emus. Außerdem haben sie drei Zehen, Strauße nur zwei. Stephanie Roth hält die Tiere wegen ihres Fleisches. Emmi muss sich da aber keine Sorgen machen.
„Die Emmi ist jetzt auch eher so ein kleiner Star geworden, sie ist uns richtig ans Herz gewachsen und die Leute fragen natürlich nach ihr und da werden wir natürlich auf gar keinen Fall das Tier schlachten. Vom wirtschaftlichen Sinn her ist da auch gar nicht so viel Fleisch dran.“
Und offiziell gehört ihr Emmi noch gar nicht. Auch wenn hier niemand damit rechnet, hat der Besitzer noch sechs Monate Zeit, sich zu melden. Erst danach will Stephanie Roth gemeinsam mit dem Veterinäramt entscheiden, ob Emmi noch einen Emu-Kumpel bekommen soll.