Eiskalte Weltmeisterin

Beim aktuell noch kalten Wetter wollen die meisten von uns sicher nicht mal den kleinen Zeh in einen Badesee halten, denn trotz einiger Sonnenstunden ist das Wasser zu dieser Jahreszeit eiskalt. Eiskaltes Wasser ist das Element von Alexa Ortwein. Anfang Februar ist die Offenbacherin dreifache Weltmeisterin im Eisschwimmen geworden. Wir stellen Ihnen die Dame mit dem kühlen Kopf vor.

Alexa Ortwein
„Primär ist es auch eine sehr große mentale Leistung. Man braucht eine große Willensstärke. Natürlich auch für mich immer noch der erste Moment, wenn ich reingehe, sagt mein Körper:: ‚Okay, wir gehen jetzt am besten gleich wieder raus‘.“
Bei 8 Grad Außentemperatur zieht Alexa Ortwein ihre Bahnen durch den stillgelegten Offenbacher Hafen. Ein Neoprenanzug ist beim Eisschwimmen nicht erlaubt. Das Wasser darf maximal 5°C betragen.
Eiskaltes Wasser, es ist Alexas Element. Wobei nicht uneingeschränkt.
Alexa Ortwein, Weltmeisterin im Eisschwimmen
„Also, ich bin schon eine Warmduscherin, auf jeden Fall. Ich mag das überhaupt nicht, wenn kaltes Wasser von oben kommt, auch nach der Sauna eher warm abduschen und nicht ganz kalt.“
Seit sie vier Jahre alt ist, ist Alexa leidenschaftliche Schwimmerin. Über Vereinskollegen kommt sie 2018 zum Eisschwimmen.
Alexa Ortwein, Wassersportverein 1923 Offenbach
„Am Anfang war es schon eine große Überwindung und da war ich auch wirklich nur 30 Sekunden im Wasser und dann war ich: ‚Oje, das ist ja doch deutlich kälter als gedacht‘. Aber mich hat dann der Ehrgeiz gepackt und ich habe gesagt: ‚Okay ich will das auch schaffen, da wirklich längere Strecken drin schwimmen zu können‘.“
Vier Jahre später der größte Erfolg ihrer noch jungen Karriere: Bei der Eisschwimmweltmeisterschaft in Polen Anfang Februar gewinnt Alexa drei Mal Gold, einmal Silber und zwei Mal Bronze und stellt über die 50 Meter Rücken sogar einen Weltrekord auf.
Alexa Ortwein, Wassersportverein 1923 Offenbach
„Während des Schwimmens war es sehr schwierig. Man kann das nicht einschätzen, man hat ja jedes Mal andere Bedingungen, deswegen konnte ich da noch gar nicht so viel sagen. Aber ich wusste, ich habe mein Bestes gegeben, und als ich dann die Zeit gesehen habe, wusste ich natürlich, das hat sich auch bezahlt gemacht.“
Fast ihre gesamte Freizeit widmet die angehende Ärztin dem Leistungssport. Neben dem Training im Becken, verbringt Alexa sechs Mal die Woche zwei Stunden im Fitnesspark Offenbach.
Alexa Ortwein, Wassersportverein 1923 Offenbach
„Da ist es sehr wichtig, dass man halt innerhalb von einer kurzen Zeit eine relativ hohe Zugzahl ins Wasser bringt und die natürlich auch so kraftvoll wie möglich ist. Und dann kommen natürlich noch andere Sachen hinzu, wie dass man genug schläft, dass man eine richtige Ernährung hat, und das sind halt Kleinigkeiten, an denen man immer versucht zu schrauben.“
Eisschwimmen ist nicht ungefährlich. Vor jedem Wettkampf ist eine intensive kardiologische Untersuchung nötig, im Wasser ist Alexa nie ohne Aufsicht und auch nicht ohne Boje, an die sie sich im Notfall klammern kann. Auch ein Interview können wir im Wasser nicht führen.
Alexa Ortwein, Weltmeisterin im Eisschwimmen
„Man muss sich da wirklich voll fokussieren, weil man darf nie vergessen, das sind Umstände, die sonst für den normalen Menschen eigentlich lebensgefährlich sein können. Und ja, da ist dann nicht viel mit groß plaudern.“
Selbst eine erfahrene Leistungssportlerin wie Alexa kann maximal 20 Minuten in solch kaltem Wasser aushalten. Noch Stunden nach unserem Dreh wird sie bibbern.
Alexa Ortwein, Weltmeisterin im Eisschwimmen
„Jetzt wird es erstmal schon so ’ne halbe Stunde dauern, das Zittern fängt dann langsam an und dann sitzt man zusammengebibbert irgendwo und versucht sich möglichst warm einzumummeln.“
Noch überwiegen aber die Glücksgefühle. Im nächsten Jahr will die frisch gebackene Weltmeisterin weitere Erfolge nach Offenbach holen. WM-Gold auf allen 50- und 100-Meter-Disziplinen zu erreichen, ist Alexas großes Ziel.