Eintracht Frankfurt eröffnet Esports Academy

Nachwuchsleistungszentren im Fußball kennen wir. Bei der Frankfurter Eintracht gibt es das jetzt in ungewohnter Manier – und zwar für den eSport, also für den Sport auf der Spielekonsole. So viel unterscheidet sich der virtuelle Fußball aber gar nicht vom echten Profifußball – denn auch der elektronische Sport bietet einen großen Markt, jede Menge Schweiß und Emotionen pur.

Wenn die Controller heiß laufen, stehen auch eSportler kurz vor der Explosion. Die letzten Sekunden, Eintracht Frankfurt gegen Schalke…
Die Eintracht gehört in der eSports-Bundesliga zu den fünf besten Teams und tritt auch in der Champions League des deutschsprachigen Raums an. Die Spiele verfolgen online bis zu 80.000 Zuschauer. Mit im Eintracht-Team: der 20-jährige Emil Köhler, seit zwei Jahren Profizocker. Trotz wachsender Popularität wird er oft gefragt, ob eSports tatsächlich Sport ist.
Emil Köhler, eSports Eintracht Frankfurt
„Probier’s selber aus. Das ist, glaube ich, das Beste, was man sagen kann. Wenn man auf diesem Niveau eine Zeitlang spielt, merkt man wirklich nach ein, zwei Stunden, dass man komplett am Ende ist. Dass es schon eine gewisse Anstrengung ist.“
Bis zu acht Stunden Training täglich, inklusive Fitnessstudio und Taktikschulung mit einem Trainer. Und das ganze künftig im ganz großen Stil. Direkt neben dem Frankfurter Stadion eröffnet die Eintracht ihre „eSports Academy“. Auf 300 Quadratmetern werden künftig über 120 Nachwuchssportler und die eSports-Profis gefördert. Der virtuelle Sport hat gewaltiges Potenzial: In Deutschland soll der Umsatz in den kommenden Jahren auf 190 Millionen Euro steigen.
Axel Hellmann, Vorstand Eintracht Frankfurt
„Wir wollen, dass die Eintracht-Community weiter wächst. Im Fußball, Profifußball, in anderen Sportarten, aber auch im eSports. Also, den Zugang zu völlig neuen Freundesgruppen.“
Neben den e-Fußballern tritt ein Eintracht-Team auch in einem weiteren Spiel an: League of Legends, Mannschaftskämpfe auf virtuellen Karten. Auch hier ist professionelle Taktik gefragt, fast wie beim Schach.
Julian Dumler, Trainer eSports Eintracht Frankfurt
„Wie bewege ich mich auf der Karte, wie reagier ich auf das, was der Gegner tut? Wie lese ich vielleicht auch die gegnerischen Spielzüge? Wann ergibt unser Spielzug Sinn, wann ergibt er keinen Sinn?“
Knapp 7 Millionen Menschen spielen hierzulande regelmäßig auf dem Computer oder der Konsole. Für die Eintracht potenzielle Kundschaft, für Kritiker ein Negativtrend. Dem Bild des unsportlichen Eigenbrötlers versucht die Eintracht mit Betreuungsangeboten und Infos für Eltern entgegenzuwirken.
Maximilian Brömel, Leiter eSports Eintracht Frankfurt
„Selbstverständlich besteht das Risiko, dass man dort in eine gewisse Sucht abrutscht. Aber dem versuchen wir eben durch diese analogen Flächen entgegenzuwirken. Dass wir ganz klar sagen können: Hier kann man hinkommen.“
Mit dem neuen Leistungszentrum im Rücken will sich Online-Kicker Emil Köhler zudem einen Traum erfüllen: Mit der Eintracht endlich wieder deutscher Meister werden – und zwar im eSports.