Ein Wildschwein namens Beethoven

Rund die Hälfte aller Deutschen hält sich ein Haustier – beispielsweise einen Hund oder eine Katze. Ein Wildschwein zuhause ist allerdings ungewöhnlich – nicht aber bei Ernst-Wilhelm Kalden. Der Tierarzt und seine Familie aus dem nordhessischen Wanfried haben letztes Jahr ein kleines Wildschweinchen namens Beethoven bei sich aufgenommen. In der freien Natur hätte das verwaiste Jungtier vermutlich nicht lange überlebt – doch bei Familie Kalden hat sich Beethoven nun prächtig entwickelt.

Seinen Ziehvater Ernst-Wilhelm Kalden erkennt Beethoven auf den ersten Blick. Auch wenn der sein Adoptivkind kaum mehr wiedererkennt.
Ernst-Wilhelm Kalden, Tierarzt
„Beethoven vor einem Jahr war ein kleines Kuschelschwein, das kleiner war als unser Dackel und mittlerweile hat er 40 bis 45 Kilo und ist ein richtiges Wildschwein geworden.“
Ein bisschen Kuschelschwein ist Beethoven aber immer noch. Und auch sonst hat das Schwein noch viel gemeinsam mit seinem alten Ich: Etwa die Gefräßigkeit. Nur das Menü hat sich geändert. Statt Milch gibt’s jetzt täglich: Mais auf Matsch. Oder die Mais-To-Go-Variante am Zaun. Und wie schmeckt’s?
Beethoven grunzt
Beethoven ist definitiv kein armes Schwein. Dass es so kommt, war alles andere als sicher, denn als Baby hatte Beethoven nicht so viel Glück. Spaziergänger haben den Frischling alleine im Wald gefunden und ihn in die Praxis von Ernst-Wilhelm Kalden gebracht – Beethovens Mutter war vermutlich gestorben. Die hochbetagte Dackeldame Urmel überwand kurzerhand ihren inneren Schweinehund und übernahm die Mutterrolle für Beethoven.
Urmel sieht der Keiler jetzt nur noch selten: Das Haus und die Couch sind jetzt tabu für ihn. Dort hat mittlerweile Frischling Frida Platz genommen. Auch sie wurde verwaist aufgefunden und in Kaldens Praxis gebracht – für den Tierarzt kein Problem.
Ernst-Wilhelm Kalden, Tierarzt
„Es sind nicht so viele Leute verrückt, so viele Tiere aufzunehmen. Wir haben hier den großen Vorteil, dass unsere Familie sehr viel Spaß an Wildtieren hat, wir haben ein sehr großes Grundstück und ich bin Tierarzt und eigentlich auch Tierarzt geworden, weil ich viel Spaß an jungen Tieren habe.“
Das gilt ebenso für den Nachwuchs von Ernst-Wilhelm Kalden – also nicht Frida, oder Beethoven, sondern für den richtigen Nachwuchs – seine Töchter: Sophia und Sienna.
Sophia Kalden (7)
„Also ich bin’s gewöhnt und ich finde es sehr schön, mit so vielen Tieren aufzuwachsen.“
Zudem jedes Tier seinen eigenen Charakter hat – etwa Beethoven und Frida.
Sienna Kalden (11)
„Der Unterschied war, dass Beethoven immer bei Urmel war und wollte von uns nur die Flasche und verwöhnt werden und Frida ist mehr auf uns fixiert, weil Urmel keine Lust mehr hat, jemanden aufzunehmen.“
Bald hat Urmel auch die schwierige Pubertätsphase von Frida hinter sich – denn in ein paar Monaten wird Schweinchen Frida ausgewildert und zieht zu Beethoven in die Wildschwein-WG- Hier, im riesigen Garten der Kaldens, wohnen unter anderem auch Hirsche, Schafe und ein Emu. Auch ein Reh hat hier ein Zuhause gefunden, dass als Kitz von einem Mähdrescher überfahren wurde. Viel Herz für viele Tiere also bei den Kaldens.
Darüber freut auch Frida – noch ist sie kein großes Wildschwein, aber rennen kann sie schon wie eine gesengte Sau.