Dreister Diesel Diebstahl greift um sich

Im April 2021 lag der durchschnittliche Dieselpreis in Deutschland noch bei knapp 1 Euro 30 pro Liter. Aktuell sind es etwa 2 Euro 15 – ein Anstieg um rund 65 Prozent. Diese Preisexplosion erhöht nicht nur die Kosten für viele Spediteure, sondern auch den Anreiz für dreiste Spritdiebe. Ihre Opfer sind meist Lkw-Fahrer, die gerade auf Autobahnparkplätzen ihre Pause machen. Die Polizei ist in solchen Fällen oft machtlos.

Fünf Jahre lang hatte Roland Modschiedler Ruhe. Und jetzt, innerhalb von wenigen Wochen, wurde dem Spediteur aus dem rheinland-pfälzischen Bobenheim-Roxheim gleich zwei Mal Sprit geklaut. Der Schaden: etwa 4.000 Euro. Dabei steht der Unternehmer sowieso schon vor einer Reihe von Herausforderungen: Fahrermangel, die große Konkurrenz aus Osteuropa, die stark gestiegenen Spritpreise und jetzt auch noch die dreisten Diesel-Diebe.
Roland Modschiedler, Geschäftsführer Modschiedler Gruppe
„Wir gehen davon aus, dass der Dieb mit Gewalt den Tankdeckel öffnet, hat 20, 30 Meter Gartenschlauch dabei, steckt den in den Tank rein zu seinem Transporter. Im Transporter hat er einen Tank, einen Auffangbehälter, ein Tank, wo er das Diebesgut dann bunkert. Und das pumpt er mit einer kleinen Pumpe ab. Und wenn Gefahr ist, dann zieht er den Schlauch zurück, Tür zu und ab über alle Berge.“
Die Sprit-Diebstähle passieren meist in der Nacht. Häufig sind LKW betroffen, die alleine, weit weg von anderen Fahrzeugen parken. Die Fahrer bemerken den Spritklau oft erst am nächsten Morgen.
Thorsten Mischler, Polizeipräsidium Rheinpfalz
„Wenn uns diese Fälle gemeldet werden und wir vor Ort fahren und die Anzeige aufnehmen, dann ist es sehr schwer, da Spuren zu sichern. Wir finden da nichts, wo wir die Täter ermitteln könnten. Und zum anderen gibt es auch nur in ganz seltenen Fällen Zeugenhinweise. Also wir haben keine Ermittlungsansätze, den wir nachgehen können und dann verlaufen die Anzeigen meist im Sande und wir können keine Täter ermitteln.“
Fahrer, die etwas am eigenen LKW bemerken, sollen sofort die Polizei alarmieren und potentielle Täter auf keinen Fall direkt konfrontieren.
Thorsten Mischler, Polizeipräsidium Rheinpfalz
„Auch wenn es jetzt dem ersten Anschein nach wenig erfolgsversprechend aussieht, aber es entsteht für uns ein Gesamtbild. Und wenn wir jeden Sachverhalt bekannt haben, können wir dann auch spezieller agieren und versuchen, dieses Kriminalitätsphänomen zu bekämpfen.“
Das Logistikunternehmen aus Bobenheim-Roxheim besitzt insgesamt 80 Fahrzeuge. In einen Tank passen bis zu 1.000 Liter Kraftstoff. Also über 2.000 Euro bei jedem Tankstop. Durch Spritklau entstandene Schäden werden nicht von der Versicherung abgedeckt und das kann teuer werden.
Roland Modschiedler, Geschäftsführer Modschiedler Gruppe
„Solange wir noch ein bisschen Sprit drinnen haben, dass wir zur Tankstelle fahren können und wieder auftanken können, ist es ok. Und solange kein Vandalismusschaden, Gewaltschaden noch am Tank ist. Dass die Diebe an den Tank oder an die Flüssigkeit dran kommen, müssen sie ja irgendwie den Tankdeckel aufmachen. Und wenn sie das mit roher Gewalt machen, haben wir eher noch größere Schäden, dass das Auto dann ausfällt.“
Der Diebstahl auf unbewachten Autobahnparkplätzen sei schlichtweg zu einfach, sagt Roland Modschiedler.
Solange die Spritpreise so hoch bleiben, befürchtet der Spediteur, dass sich die Lage für ihn und seine Kollegen wohl nicht entspannt.