Diskussion um Impfplicht in Alten- und Pflegeheimen

Ungeimpfte Pflegekräfte müssen sich seit heute in Hessen und Rheinland-Pfalz täglich testen lassen. Doch das geht vielen immer noch nicht weit genug. Aktuell wird heftig über eine Impfpflicht für Pflegekräfte diskutiert, um die betreuten Senioren besser zu schützen. Dabei vertritt der Vorsitzende des Deutschen Hausärzteverbandes Ulrich Weigeldt eine ganz klare Meinung. Er sagt: Kein Ungeimpfter darf Kontakt zu einer derart vulnerablen Gruppe haben. Wir blicken nach Westhofen und sprechen mit denen, um die es bei dieser Diskussion geht.

Ein ganz normaler Tag in der Römergarten Residenz „Haus Sophia“ in Westhofen. Wo andernorts wieder verstärkt getestet werden muss, ändert sich mit dem heutigen Montag für die Angestellten in Westhofen nichts. Denn alle Mitarbeiter in der direkten Pflege sind hier geimpft.
Daniela Mohr, Leiterin „Haus Sophia“ in Westhofen
„Also, meine persönliche Meinung und auch die Meinung, die wir hier im Haus vertreten, ist eigentlich eine Impfpflicht für alle Mitarbeiter, die in der Pflege und an der Pflege beteiligt sind. Wir haben hier hochbetagtes Klientel, was eigentlich sehr anfällig ist, sehr viel Grunderkrankungen schon mit sich bringt, dass es unsere Pflicht auch ist, dass nicht nur wir uns schützen, sondern dass wir auch unsere Bewohner schützen, die halt sehr, sehr anfällig sind.“
So sieht das auch Stefanie Fetsch. Sie arbeitet bereits seit 30 Jahren als Pflegerin. Sie hat sich nach anfänglicher Unsicherheit schließlich für eine Corona-Impfung entschieden. Zu ihrem Schutz und zum Schutz der Bewohner, die das sehr beruhigt.
Stefanie Fetsch, Pflegeassistentin „Haus Sophia“ in Westhofen
„Ja, da haben sie keine Angst, dass ich sie anstecken dann. Dass ich nichts eingefangen habe und sie damit anstecken kann.“
Eine Gefahr, die von ungeimpften Pflegekräften sehr wohl ausgeht – gerade wegen des engen Körperkontakts. Das bestätigt uns auch Virologe Professor Bodo Plachter von der Universitätsmedizin Mainz.
Prof. Bodo Plachter, Virologe der Universitätsmedizin Mainz
„Das ist natürlich schon ein Problem, weil natürlich so eine Infektion schon relativ leicht übertragen wird, das haben wir ja in der Vergangenheit auch erlebt in Alten- und Pflegeheimen, dass eben auch über Pflegepersonal häufig Ausbrüche entstanden sind. Wenn man das zulässt, dann natürlich nur unter entsprechend hochhygienischen Bedingungen, wenn man das so möchte, dann entsprechend mit Maskenschutz etc.
Aber grundsätzlich ist es natürlich schon wichtig, dass sich Pflegepersonal in den Altenheimen und in den Krankenhäusern eben entsprechend impfen lässt, um eben auch die Patienten oder auch die Pflegebedürftigen zu schützen.“
Den Schutz von Senioren und Pflegebedürftigen erhöhen, das ist auch das Ziel der rheinland-pfälzischen Landesregierung. Eine Impfung könne man den Pflegekräften hierfür allerdings nicht vorschreiben. Man könne das ungeimpfte Pflegepersonal nur konsequent testen und an dessen Verantwortungsbewusstsein appellieren.
Im „Haus Sophia“ ist enger Körperkontakt auch ohne tägliches Testen drin. Möglich macht das die Impfquote von 100 Prozent bei den Mitarbeitern.
Wie hoch die Impfquote beim Pflegepersonal in ganz Rheinland-Pfalz ist, weiß man aktuell gar nicht. Sie wird nirgendwo zentral erfasst.