Diskussion über Reaktivierung der Lumdatalbahn

Gerade in ländlichen Regionen ist Bahnfahren ein schwieriges Thema. Dabei liegen doch an einigen Stellen noch alte Bahngleise aus vergangenen Zeiten. Diese zu reaktivieren mag eine gute Idee sein – es ist aber ein langwieriger Prozess, wie ein Beispiel aus Mittelhessen zeigt.

Schienen so weit das Auge reicht. 14 Kilometer liegen hier im Lumdatal, alt und fast verrottet. Manfred Lotz und Jochen Fink möchten das ändern. Nachdem die über hundert Jahre alte Strecke Anfang der achtziger Jahre stillgelegt worden ist, sollen hier in Zukunft wieder Züge rollen. Ziel ist, den ländlichen Raum zu stärken.
Manfred Lotz, Vorsitzender Lumdatalbahn e.V.
„Wir brauchen die Bahn für junge Leute, die zuziehen, die die Wirtschaft beleben, die Arbeitsplätze besetzen können, weil Arbeitsplätze müssen ja auch erreicht werden von außerhalb. Und junge Leute, die studieren, müssen nicht wegziehen, denn wenn sie einmal weggezogen sind, kommen sie nie wieder zurück.“
Die Lumdatalbahn soll von Londorf über Lollar nach Gießen führen. Von dort weiter ins Rhein-Main-Gebiet und Richtung Marburg. Pendler sollen mit der Bahn genauso schnell, wie mit dem Auto sein.
Doch die Reaktivierung ist ein langer Prozess. Der dauert hier schon sieben Jahre. Lichtblick ist aktuell die Sanierung der ersten Teilstrecke zu einem großen Chemieunternehmen. Hier könnten in ein paar Monaten die ersten Züge rollen. Ob der Rest für den Personenverkehr dann überhaupt erneuert wird, ist aber noch immer unklar.
Jochen Fink, Eisenbahnbetriebsleiter Hessische Landesbahn
„Es muss natürlich erst mal erkannt werden, welchen Nutzen so eine Reaktivierung haben kann. Das muss mit Machbarkeitsstudien erst mal unterfüttert werden; die Machbarkeitsstudien sind dann ja auch vor drei, vier Jahre beauftragt worden. Das ist der Startschuss für die Reaktivierung. Ich gehe davon aus, dass wir tatsächlich 2028 / 2029 die Möglichkeit haben, die Strecke reaktiviert zu sehen.“
Neben der Lumdatalbahn könnten in Hessen 22 Strecken reaktiviert werden. Bei 16 davon läuft schon die Planung oder sie werden noch untersucht. So wie bei einem Teilabschnitt der Aartalbahn zwischen Wiesbaden und Bad Schwalbach. Eine Untersuchung hat ergeben, dass mit der Bahn 1000 Menschen auf den ÖPNV umsteigen könnten. Aber auch hier ist noch kein Ende in Sicht.
Und die Projekte dauern nicht nur eine Weile, sie sind auch teuer. Die Lumdatalbahn könnte 50 Millionen Euro kosten. Jochen Fink ist trotzdem von dem wirtschaftlichen und ökologischen Nutzen überzeugt.
Jochen Fink, Eisenbahnbetriebsleiter Hessische Landesbahn
„Wir sparen 4000 LKW-Fahrten im Jahr ein, wenn der Güterverkehr auf der Schiene stattfindet und wir bieten, wenn die Reaktivierung für den SBNV kommt, attraktive, schnelle Verbindungen aus dem ländlichen Raum in die Stadt Gießen.“
Manfred Lotz ist positiv gestimmt und glaubt, dass das schon in drei Jahren möglich ist. Damit das Lumdatal und seine Schienen möglichst bald wiederbelebt werden.