Digitale Daten sollen Unfälle aufklären

Bei schweren Verkehrsunfällen ist es meist schwierig, den genauen Unfallhergang zu rekonstruieren. Problematisch wird das etwa, wenn es zum Gerichtsprozess kommt. Ein Grund, warum die rheinland-pfälzische Polizei bei der Aufnahme von Unfällen künftig stärker auf digitale Technik setzen will. Zunächst soll im Rahmen eines Pilotprojekts ausgelotet werden, was alles möglich ist.

Klein und unscheinbar ist es, dieses Airbag-Steuergerät. Und doch: Geschützt im Fahrzeuginneren verbaut, liefert es der Polizei nach einem Unfall wichtige Daten darüber, was in den letzten fünf Sekunden vor dem Aufprall passiert ist.
Dominik Knopp, Verkehrsunfallaufnahme Polizeipräsidium Koblenz
„Da werden dann Fahrdaten wie Geschwindigkeit und Lenkwinkel beispielsweise aufgezeigt. Ob die Bremse aktiv war, ob das ein Assistenzsystem war. Dann lässt sich dadurch auch zum Beispiel eine Fahrtstrecke rekonstruieren. Ist man nach rechts ausgewichen, nach links ausgewichen? In welche Richtung ist das Fahrzeug zuerst geschleudert?“

Durch das Auslesen von digitalen Steuergeräten und Fehlerspeichern erhalten Gutachter wichtige Informationen zum Unfallhergang. Besonders dann, wenn ein Unfall tödlich endet, es keine Zeugen gibt oder die Beweislage unklar ist.
Diese Drohne liefert Luftaufnahmen von Bremsspuren. Auch kann so die Unfallstelle vermessen und später in einer 3-D-Ansicht am Computer virtuell besichtigt werden.

Patrick Brummer, Leiter Verkehrsdirektion Koblenz
„Und ich bin sehr gespannt, wie realitätsnah das sein wird, wie nah wir da rankommen. Und dann muss man gucken: Was ist für neue Technik auf dem Markt? Wir werden auch parallel eine Markterhebung durchführen. Wir stehen auch in Kontakt mit anderen Bundesländern, mit anderen VU-Teams.“
Zwei VU-, also Verkehrsunfallaufnahme-Teams, mit 19 speziell geschulten Einsatzkräften sind nun in Rheinland-Pfalz für die Sicherung und Auswertung digitaler Unfalldaten zuständig. Innenminister Michael Ebling erhofft sich von dem einjährigen Pilotprojekt Erkenntnisse darüber …
Michael Ebling (SPD), Innenminister Rheinland-Pfalz
„… wie viel Aufwand ist das am Ende? Ist die technische Ausstattung so notwendig, oder muss sie verändert oder erweitert werden? Und natürlich erwarten wir auch Effekte. Effekte bei der Aufklärung von Unfällen. Sozusagen präziser, noch genauer, aber im Ergebnis natürlich auch schneller.“
Rund 30.000 Euro kostet die technische Ausrüstung. Nun soll die Praxis zeigen, wie größere Datenmengen verarbeitet und den Ermittlungsbehörden zugänglich gemacht werden können. Um bei der Unfallaufnahme am Ende mehr Licht ins Dunkel zu bringen.