Digitalbotschafter helfen Senioren ins Internet

Egal ob Online-Banking, Ticketkäufe oder Kommunikation – ohne Internet geht heutzutage so gut wie nichts mehr. (Für junge Menschen ist das praktisch, alles online erledigen zu können.) Für ältere Menschen ist das oft ein großes Problem. Rund die Hälfte der Über-80-Jährigen lebt komplett offline. Somit sind sie aus vielen Bereichen des Lebens ausgeschlossen. Jetzt während Corona hat sich das Problem noch verschärft. Mit einem 2018 ins Leben gerufenen Projekt will das rheinland-pfälzische Digitalministerium ältere Menschen an das Internet heranführen.

Reporterin: „Sagt Ihnen der Begriff „scrollen“ etwas?“
Gertrud Schäfer, 81: „Nein. Grollen, grollen, wenn ich schlechte Laune hab und grolle, ja.“
Reporterin: „Wissen Sie, was eine App ist?“
Wolfgang Armin, 82: „Eine App… ist das ein Brief, den man bekommt im Computer?“
Reporterin: „Wissen Sie, was ein Download ist?“
Franz Mann, 86: „Nein. Nein, brauch ich nicht, hab ja hier alles und da brauch ich das nicht.“
Gertrud Schäfer, 81: „Ich hab überhaupt kein Dings, dass ich eine E-Mail schreiben könnte.“
Reporterin: „Kriegen Sie alles auch einfach offline hin oder denken Sie, ja, wär‘ ganz gut, wenn ich das mal lernen würde?“
Wolfgang Armin, 82: „In meinem Alter nimmer. Ich lern das nimmer.“
Zu alt für die digitale Welt? Das will das rheinland-pfälzische Digitalisierungsministerium ändern. Mehr als 400 ehrenamtliche Digitalbotschafter führen Senioren langsam an Computer und Smartphones heran. Sie sind im ganzen Bundesland vertreten, vor allem im ländlichen Raum. Egal ob im Seniorenheim oder Zuhause.
Alexander Schweitzer, SPD, Digitalisierungsminister: „Es geht darum, dass ältere Menschen ins Netz kommen, sich dort wohl fühlen, die Chancen, aber auch die Gefahren kennen, sich souverän im Netz bewegen und ich will, dass das für alle Menschen in Rheinland-Pfalz möglich ist, für alle älteren Menschen möglich ist. Und da haben wir ein tolles Projekt, die Digitalbotschafterinnen, die Digitalbotschafter, die sind selber ältere Menschen, die anderen älteren Menschen helfen, also es ist ein tolles Ding.“
Die bisherige Bilanz des Projekts hat der Minister heute zusammen mit der Medienanstalt Rheinland-Pfalz vorgestellt. Danach haben rund 5.000 Menschen, vor allem über 70, das Angebot angenommen, das von PC-Treffs über Sprechstunden bis zu Hausbesuchen reicht. Für einen Großteil der Teilnehmer sind digitale Medien völliges Neuland. Viele trauen sich nicht so recht heran und haben Angst, etwas falsch zu machen. Familienmitglieder haben dann oft nicht die nötige Geduld, Oma und Opa alles von Anfang an zu erklären.
Birgit Pfirrmann: „Man hat ein Problem, der Sohn oder der Enkel noch besser, nimmt das Handy, ratratratrat und schon ist das Problem gelöst. Bitte, nimm das zurück. Aber man hat nichts gelernt. Und wir nehmen uns die Zeit. Wir lassen… Also wir machen die Anleitung und wir lassen dann tun. Und bei diesem Tun lernt man natürlich mehr und es bleibt mehr hängen und wir nehmen uns auch die Zeit für die Wiederholungen.“
Die wichtigsten Themen sind Chatten und Emails schreiben, fotografieren und Suchmaschinen benutzen. Das Land Rheinland-Pfalz gibt für das Projekt dieses Jahr rund 140.000 Euro aus. Für die Teilnehmer ist das Angebot kostenlos. Auch wenn es für die Botschafter viel zu tun gibt – den ein oder anderen erfahrenen Senior haben wir in der Mainzer Innenstadt auch angetroffen.
Reporterin: „Wissen Sie denn, was „scrollen“ bedeutet?“
Ellen Hub, 66: „Ja, das weiß ich. Ja das ist so ein Knöpfchen, das scrollt man da. Und dann kann man da lesen. Ich bin auf Facebook, bin auf WhatsApp, bin auf Telegram.“
Reporterin: „Ist Ihnen „App“ ein Begriff?“
Rosemarie Höflich, 75: „App, die lade ich mir auf und dann kann ich mir was nachsehen. Man kommt ja nicht mehr drum rum. Jeder will ja gleich eine E-Mail schicken oder die Bank will das und das. Also ich probiere, dass ich ein bisschen noch mithalte. Ich hab ein Handy und hab mir jetzt einen Drucker besorgt, damit ich alles, was ich beim Handy lese, auch ausdrucken kann und abheften. Bin ich ganz stolz drauf.“