Die Welt unter uns – Der Tunnel

Die Oberfläche der Welt ist weitestgehend erforscht. Was aber genau unter uns liegt, ist zum Großteil verborgen. Schon nur ein paar Meter tief in der Erde beginnt eine unbekannte Welt. So ist der Bau von Tunneln eine schwierige und spannende Angelegenheit. Wie das funktioniert, sehen Sie im ersten Teil unserer neuen Serie. Kommen Sie mit hinab in die „Welt unter uns“.

Martin Schafft, Leiter Landesbetrieb Mobilität in Speyer
„Meine Name ist Martin Schafft. Ich bin Leiter des Landesbetriebs Mobilität in Speyer und baue hier zusammen mit meinem Team den Tunnel in Bad Bergzabern.“
Tief im Berg ist es dunkel. Schon einen Kilometer haben sich Martin Schafft und sein Team durch ihn hindurch gegraben. Seit fast zweieinhalb Jahren arbeiten sie schon hier. Heute wollen sie wieder ein paar Meter weiter kommen. Eigentlich baut der Ingenieur Autobahnen und Brücken. Der Tunnel ist für ihn eine ganz neue Erfahrung.
Martin Schafft, Leiter Landesbetrieb Mobilität in Speyer
„Man steht halt hier im Dunkeln, man steht in einer gewaltigen Röhre und abseits von Licht und Luft, sage ich mal. Da muss man sich erst mal dran gewöhnen. Aber das ist natürlich auch hochinteressant in einem Berg. Man weiß über sich sind zig Meter Berg und Fels.“
Der Tunnel soll den Verkehr um Bad Bergzabern herumleiten, denn aktuell fahren täglich tausende Autos durch die Stadt. In zweieinhalb Jahren soll das vorbei sein.
Die Zeit drängt also. Schnell muss es weitergehen. Die Frage ist: wie. Denn jeden Meter kann sich der Sandstein verändern. Die genaue Geologie eines Berges ist immer ein Geheimnis. Daher müssen Fachleute die Abbruchkante mehrmals am Tag begutachten.
Martin Schafft, Leiter Landesbetrieb Mobilität in Speyer
„Dort wird festgestellt: Welche Festigkeit hat das Gestein, ist es sehr klüftig, also gibt es viele Spalten, was eine Gefährdung darstellen könnte? Das haben wir jetzt zum Glück nicht. Und dann wird gemeinsam mit der Baufirma und uns als Auftraggeber festgelegt, wie groß ist die nächste Ausbruchslänge, wie ist die Sicherungsart, wie dicht sich die Sicherungsbögen im Gestein.“
Der Sandstein ist hart genug – es wird gesprengt. Der Sprengmeister prüft noch einmal die Kabel, dann geht es los – mit 150 Kilo Sprengstoff.
Nachdem die neue Abbruchkante untersucht ist, kann der Sandstein aus dem Tunnel raus. In nur ein paar Minuten räumen die Bergleute Tonnen an Geröll weg, denn der Tunnel kostet schon jetzt 71 Millionen Euro und soll nicht viel teurer werden.
Damit der Tunnel nicht einstürzt spritzen die Bergarbeiter Beton auf die Wand. In zwei Schichten arbeiten sie hier Tag und Nacht das ganze Jahr. Außer an Ostern, Weihnachten und dem Barbaratag. Sie ist die Schutzpatronin der Bergleute. Denn die Arbeit ist nicht nur hart sondern auch gefährlich. Daher bauen sie immer einen Rettungstunnel, neben dem eigentlichen Tunnel. Dieser dient aber nicht nur zum Schutz.
Martin Schafft, Leiter Landesbetrieb Mobilität in Speyer
„Wir können dann schon die geologischen Besonderheiten, die wir dann erwarten für die Hauptröhre, die können wir dann hier schon erkunden. Der dient auch dazu, wir hatten einen relativ starken Wasserandrang in einem Teilabschnitt des Tunnels und haben den Rettungsstollen als Vorentwässerung genutzt. Das heißt, das Bergwasser wurde zum Teil hier dann gesammelt und abtransportiert.“
Nur noch 250 Meter, dann soll der Durchstoß kommen. Doch bis dahin kann noch viel passieren. Denn welche Überraschungen der Berg noch mit sich bringt ist ungewiss – Hunderte Meter tief, in der Welt unter uns.