Die Schrauberwerkstatt im Ahrtal

Bei der Flutkatastrophe im Ahrtal sind etliche Autos, Motorräder und Traktoren von den Wassermassen weggespült worden. Und auch während der Aufräumarbeiten kommt es immer wieder vor, dass technisches Gerät versagt. In Walporzheim gibt es seit drei Monaten eine Werkstatt, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, jeden Motor wieder zum Laufen zu bringen – kostenlos und ehrenamtlich.

Noch läuft der Motor dieses Traktors nicht. Doch die Schrauber der Helferwerkstatt sind zuversichtlich, dass sie auch diesen Fall wieder auf die Straße bekommen. Bis zu 30 Mechaniker kümmern sich hier um alles, was einen Verbrennungsmotor hat. Trotzdem kommen sie mit der Arbeit kaum hinterher.
André Hennig, Mitinitiator „Helferwerkstatt“
„Wir sind derzeit bei Auftragsnummer 567. Wir haben circa 380 Geräte schon repariert und an die Eigentümer zurückgegeben. Derzeit reißt der Strom noch nicht ab. Es wird natürlich ein bisschen weniger. Wir haben allerdings das Problem, dass wir gewisse Sachen nach so langer Zeit dann nicht mehr wirklich vollständig reparieren können.“
Das Problem: Der Schlamm ist bei den meisten Motoren in jede Ritze gelaufen. Sobald er trocknet, ist es fast unmöglich ihn wieder zu entfernen, ohne den Motor in seine Einzelteile zu zerlegen. Thomas Schmid versucht trotzdem jeden Motor zu retten.
Thomas Schmid, Motorenexperte
„Die Zeit, wo wir noch Maschinen wirklich retten konnten, die ist leider schon vorbei. Das haben wir in der Anfangszeit gemacht. Als sich also noch kein Rost gebildet hat, konnten wir den Schlamm komplett entfernen. Es gibt ein paar Maschinen hier im Ort, die wieder fahren. Da haben wir hier Nummern erlebt! Man sieht also auch knallharte Biker, wenn die ihre Maschinen das erste Mal wieder laufen sehen, mit Tränen in den Augen. Das lohnt alle Mühen. Nur mittlerweile können wir halt nur noch Schadensbegrenzung betreiben.“
So auch bei diesem Motorroller. Er stand im Flutwasser. Eine vollständige Reparatur würde sich finanziell nicht mehr lohnen.
Thomas Schmid, Motorenexperte
„Ich hab gerade erst mal den Motor entwässert – der war komplett voll mit Wasser -, mehrfach dann mit Alkohol gespült, damit wir den wieder trocken kriegen. Und jetzt versuchen wir mal, ob wir den wieder ins Rennen kriegen. Aber auf kurz oder lang müssen die Kurbelwellenlager neu. Der ist komplett kaputt im Grunde genommen.“
Die ehrenamtlichen Helfer versuchen, alles zu reparieren, was in der Werkstatt ankommt. Von Kettensägen bis hin zu tonnenschweren Radladern. Bisher wurden Ersatzteile im Wert von 28.000 € verbaut. Diese werden durch Spenden finanziert, die über die Organisation „Roundtable“ eingehen.
André Hennig, Mitinitiator „Helferwerkstatt“
„Ich persönlich habe gesagt: Als Unternehmensberater habe ich ein gutes Netzwerk. Ich kann gut organisieren. Ich habe vielleicht auch den ein oder anderen Kontakt, der ein paar größere Bauten organisieren kann. Und das war die Intention, weil es für mich einfach ein No-Go war, dass so viele freiwillige Helfer für ihre Schäden selbst aufkommen mussten.“
Und so begann alles mit vier Überseecontainern. Nach und nach wurde die Werkstatt immer größer und besser ausgestattet. Mittlerweile hat sich sogar eine Gruppe Elektriker neben der Helferwerkstatt niedergelassen.
Noch bis Mai nächsten Jahres soll hier in Walporzheim weitergearbeitet werden. Damit auch in den kommenden Monaten die dringend benötigten Maschinen ohne Pannen genutzt werden können.