Die meisten Impfzentren machen dicht

Es ist der 30. September, also Stichtag: Die meisten Impfzentren in Hessen und Rheinland-Pfalz schließen heute Abend ihre Pforten. Wer sich ab morgen gegen Covid impfen lassen möchte, kann das vor allem beim Hausarzt. Die Impfzentren waren von Anfang an nur als Übergangslösung geplant. Und trotzdem herrscht am letzten Tag fast so was wie Wehmut, zum Beispiel in Alzey.

Tanja Domes nimmt sich die letzten Arme vor. Die Krankenschwester war im Alzeyer Impfzentrum in ihrer Freizeit nebenberuflich mit Herz und Seele dabei. Die Arbeit wird ihr fehlen – wie so vielen anderen Kollegen hier, weiß Impfzentrums-Koordinatorin Johanna Mohr.
Johanna Mohr, Koordinatorin Impfzentrum Alzey-Worms
„Heute Morgen sind schon ein paar Tränchen geflossen. Ab morgen wird ja dann aufgeräumt und abgebaut und wir glauben eigentlich, das richtige Tief wird erst ab nächster Woche kommen, wenn wir es richtig realisiert haben.“
Die Impfzentren waren von Anfang an nur als Übergangslösung geplant und haben Land und Bund 121 Millionen Euro gekostet. 2,6 Millionen Rheinland-Pfälzer haben sich hier ihren Pieks abgeholt, einige noch heute im letzten Moment. Für die Zweitimpfung heißt es dann: ab zum Hausarzt oder Impfbus.
Aber sind denn zuletzt noch viele gekommen?
Johanna Mohr, Koordinatorin Impfzentrum Alzey-Worms
„Es hat sich auf jeden Fall noch rentiert, gerade weil auch der 11.Oktober näher rückt, die Tests werden kostenpflichtig. Es sind einige, die jetzt noch zu uns gekommen sind auf den letzten Drücker, sich doch noch impfen lassen, die die ganze Zeit skeptisch waren oder sich gar nicht impfen lassen wollten.“
In Rheinland-Pfalz schließen heute 23 der 32 Impfzentren. Neun Impfzentren bleiben aber noch einige Monate einsatzbereit. Die Einrichtungen in Germersheim, Kaiserslautern, Ludwigshafen, Mainz und im Rhein-Lahn-Kreis bleiben bis Jahresende erhalten, die Impfzentren in Mainz-Bingen, Koblenz, Neustadt und Trier sogar bis zum 30. April 2022.
Clemens Hoch, SPD, Gesundheitsminister Rheinland-Pfalz
„Die Ausrüstung ist vorhanden, auch die Kühlschränke, die Tiefkühlschränke, alles ist da und kann genutzt werden für den Fall, dass wir dringend viele Impfungen vorbringen müssten. Dann könnten wir die unmittelbar reaktivieren in wenigen Tagen. Ein solches Szenario könnte zum Beispiel sein, dass es eine Virusmutation gibt, die wir zum Glück im Moment nicht sehen, für die es einen neuen Impfstoff bräuchte, der dann wieder knapp wäre.“
In Hessen schließen heute hingegen alle großen Impfzentren. 4,7 Millionen Impfungen wurden in den 28 Einrichtungen verabreicht. Jetzt setzt die Politik aber auch hier voll auf Impfungen bei den Hausärzten. Viele Städte und Kreise machen trotzdem noch zusätzliche Angebote. Frankfurt zum Beispiel betreibt weiter ein kleines Impfzentrum, andere setzen auf Impfbusse und Impflokale.
Durch Rheinland-Pfalz touren die Impfbusse mindestens noch bis Jahresende. Der Landesimpfkoordinator appelliert noch einmal, das Angebot anzunehmen.
Daniel Stich, SPD, Landesimpfkoordinator Rheinland-Pfalz
„Wir haben momentan eine pandemische Lage, dass es eine Pandemie der Ungeimpften ist, dass insbesondere rund 90 Prozent derjenigen, die auf der Intensivstation behandelt werden müssen, Menschen sind, die nicht geimpft sind.“
In Alzey werden die Türen mit einem lachenden und einem weinenden Auge geschlossen. Johanna Mohr und ihre Kollegen sind froh, einen so wichtigen Beitrag zur deutschen Impfkampagne geleitest zu haben, auch wenn er heute zu Ende geht.