Deutschlands neues Turn-Ass

Welcher Name fällt Ihnen ein, wenn Sie die Stichworte „Turnen“ und „Wetzlar“ hören? Klar, Fabian Hambüchen – vor sieben Jahren Olympiasieger am Reck. Sie sollten sich aber in diesem Zusammenhang einen weiteren Namen merken. Und zwar Pascal Brendel. Auch er ist Turner und auch er trainiert in Wetzlar. Und ihm wird eine große Karriere vorausgesagt.

Er gilt als Shootingstar im deutschen Turnen. Gerade erst ist Pascal Brendel 20 geworden und hat schon bei zwei Weltmeisterschaften geturnt und drei Deutsche-Meister-Titel in der Tasche. Seine Lieblingsdisziplinen: Reck, Barren, Pauschenpferd; seine größte Herausforderung: die Ringe.
Pascal Brendel, Turner aus Wehrheim
„Weil man dort halt mehr Kraft braucht. Und wie man sieht, bin ich nicht der Kräftigste.“
Dafür aber wendig und sehr variabel – ein echter Allrounder eben. Das kommt auch der deutschen Nationalmannschaft zugute – im Mehrkampf ist Pascal Brendel eine Bank.
Dabei entscheidet sich der Mann aus Wehrheim im Hochtaunuskreis erst spät für die Profilaufbahn.
Pascal Brendel, Turner aus Wehrheim
„Bis ich 15 war, war mir eigentlich gar nicht so klar, was ich jetzt mit dem Turnen eigentlich erreichen will, weil ich da auch schulisch Probleme hatte. Und mit 15 fängt man an zu pubertieren und ein bisschen seinen eigenen Kopf zu bekommen. Das war auch die Zeit, wo ich dann zu meinem Papa gewechselt bin.“
Seitdem ist Matthias Brendel Vater und Trainer zugleich. Um seinen Sohn zu unterstützen, hängt er seinen Job im Rettungsdienst an den Nagel und macht eine Ausbildung zum Trainer. Mehr als dreißig Stunden pro Woche verbringen die beiden gemeinsam in der Halle.
Matthias Brendel, Vater und Trainer
„Der Vorteil ist eigentlich, ich kenne ihn in- und auswendig. Ich weiß seine Macken, er weiß meine Macken. Wir sind eingespielt, auch ohne uns viel einspielen zu müssen. Der Nachteil war natürlich, ganz am Anfang, diese Pubertätsphase, die war ganz, ganz schwer. Ich glaube, da hat‘s ein fremder Trainer etwas einfacher, da ist ein bisschen mehr Respekt drin.“
Pascal Brendel, Turner aus Wehrheim
„Aber im Großen und Ganzen finde ich es gut, weil er versteht mich am Besten, auch wenn ich mein Tief habe. Vor den Wettkämpfen bin ich immer so ein Typ, ich mache mir sehr viel selber Druck und drehe so ein bisschen am Rad, dass es jetzt unbedingt klappen muss. Und da ist er halt dann auch mal nur Papa und nicht Trainer und kann mir halt dort besser zur Seite stehen und einfach mal dieses Turnen außen vor lassen.“
Im Alltag aber hat das Turnen höchste Priorität. Um sich voll und ganz auf seine sportlichen Ziele zu konzentrieren, pausiert der Zwanzigjährige aktuell mit der Schule. Nach den Olympischen Spielen im nächsten Sommer will er sein Fachabitur dann nachholen.
Pascal Brendel, Turner aus Wehrheim
„Jetzt ist die Zeit gekommen. Wir gucken, dass wir mehr Teile reinkriegen, schwierigere Elemente, dass wir dann sagen können: Nächstes Jahr bin ich erstens safe in der Mannschaft für Deutschland. Und auch, dass ich es schaffe, nächstes Jahr ein Mehrkampffinale zu erreichen bei Olympia, und da zu zeigen, dass Deutschland auch im Mehrkampf wieder da ist.“
Als tägliche Motivation dient dieses Gerät: Das Original-Reck, an dem Fabian Hambüchen vor sieben Jahren olympisches Gold in Rio de Janeiro gewonnen hat. Das steht jetzt hier in Wetzlar.
Pascal Brendel, Turner aus Wehrheim
„Es ist im Endeffekt ein Reck wie jedes andere, aber trotzdem hat es halt einen emotionalen Wert. Für uns junge Sportler ist das halt auch eine Motivation das zu haben – zu sagen: Okay, vielleicht steht irgendwann mal ein Gerät, wo ich Gold geholt habe, hier in der Halle.“
Ein Traum, auf den Pascal Brendel sein Leben ausrichtet, für den er jeden Tag in die Halle kommt und der durchaus irgendwann wahr werden kann.