Deutsches Wirtschaftsforum in Frankfurt

Jahrzehnte lang war das Siegel „Made in Germany“ für Menschen auf der ganzen Welt eine Art Qualitätsversprechen. Doch schon seit längerem bröckelt dieses einst hervorragende Image: Im internationalen Vergleich mit aufstrebenden Märkten wie China oder Indien, gerät unsere Wettbewerbsfähigkeit mehr und mehr in Gefahr. Ist der Standort Deutschland noch zu retten? Auf jeden Fall! – So zumindest der Tenor beim Deutschen Wirtschaftsforum heute in der Frankfurter Paulskirche.

Für Xavier Durand ist die Sache klar: Der Chef des Rückversicherers Coface mit Deutschlandsitz in Mainz hat keinesfalls vor, dem Standort Rhein-Main-Gebiet den Rücken zu kehren. Sein Unternehmen blicke trotz aller Widrigkeiten und Krisen nach wie vor sehr positiv in die Zukunft.
Xavier Durand, CEO Coface
„Wir haben gerade dieses Jahr 100 Jahre Deutschlandpräsenz gefeiert. Es ist unser wichtigster Standort. Wir haben an diesem guten Standort Deutschland alle Krisen der vergangenen Jahrzehnte gemeistert. Wir sind hier tief verwurzelt.“
Worte, die bei vielen Teilnehmern des Deutschen Wirtschaftsforums wohl runter gehen wie Öl: Ein internationaler Großkonzern, der am Standort Deutschland sein Glück gefunden hat – und am liebsten gar nicht mehr weg möchte. Hohe Standards, Verlässlichkeit und stabile politische Verhältnisse: All das mache den Standort Deutschland nach wie vor zu einem der attraktivsten auf der ganzen Welt.
Wenn Frankfurts Oberbürgermeister Mike Josef an den Wirtschaftsstandort Deutschland denkt, hat er vor allem eines im Sinn: die Zukunft der Stadt als internationaler Finanzplatz.
Mike Josef (SPD), Oberbürgermeister Frankfurt
„Alles in allem glaube ich, haben wir in den letzten Jahren in Frankfurt eine gute Arbeit geleistet, haben den Finanzplatz gestärkt. Aber es ist kein Selbstläufer. Und hier ist es auch so, dass das Verständnis wachsen muss bei der Bundesregierung, dass Frankfurt der Finanzplatz Nummer eins ist. Im Wettbewerb mit Paris, London und anderen europäischen Städten.“
Ob internationaler Finanzplatz oder attraktiver Standort für Unternehmen aus aller Welt – am Ende ist klar: Die Konkurrenz schläft nicht. Mehr freier Markt statt immer mehr Regulierung: Genau das wünscht sich Michael Sen von der Bundesregierung. Für den Vorstandsvorsitzenden der Fresenius AG aus Bad Homburg steht fest: Die aktuellen Pläne des Gesundheitsministers zur „Entökonomisierung“ des Gesundheitswesens seien eine Gefahr für Großkonzerne im internationalen Wettbewerb. Etwa mit China, wo die Uhren bekanntlich ein bisschen anderes gingen. Dabei könne freier Handel sogar Grenzen überwinden und Gesellschaften verändern – zeigt sich Coface-Chef Xavier Durand zuversichtlich.
Xavier Durand, CEO Coface
„Wir glauben, dass Handel Wohlstand und Stabilität erzeugt.“
Wandel durch Handel also – ein Prinzip, das in der Geschichte oft, aber nicht immer funktioniert hat, wie das Beispiel Russland zeigt. Was den Standort Deutschland im Konkurrenzkampf mit dem Rest der Welt vor allem nach vorne bringen könne, sei unternehmerische Freiheit sowie Innovationsförderung. Nur so könne die deutsche Wirtschaft auch in Zukunft zu Höchstform auflaufen – mitsamt ihrem alten Qualitätsversprechen „Made in Germany“.