Der Untergang des römischen Reiches

Eine besondere Ausstellung in Trier nimmt jetzt das Römische Reich in den Fokus. Bereits am Auftaktwochenende kamen viele Besucher nach Trier, in die Stadt, die damals im Römischen Reich eine große Rolle spielte.

Wie stirbt ein Weltreich? Vor allem diese Frage stellt sich die Ausstellung im Rheinischen Landesmuseum Trier. Am Ende Roms stehen Flammen, Plünderung und Tod. Nur einhundert Jahre vorher ist Rom noch Inbegriff der Zivilisation.
Und diese Stadt ist die größte römische Stadt nördlich der Alpen.
Silva Bruder, Kuratorin
„Trier ist Kaiserresidenz also einer der wichtigsten Städte im Römischen Reich, dafür ausgewählt, weil es in der Nähe der Grenze liegt und es als zentral betrachtet wird für diesen Zweck und es zeigt sich dadurch, dass hier enorme Bauprogramme veranstaltet werden, vor allem im 4. Jahrhundert, mit einigen Unterbrechungen, aber es werden die großen Kaiserbauten angelegt wie die Basilika, die auch heute noch zu sehen ist.“
In der Stadt florieren Handel und Wirtschaft: In Trier werden Luxusartikel hergestellt – etwa diese Trinkschalen aus Glas. Aus der Trierer Münzprägestätte stammen 60 Prozent des weströmischen Geldes.
Doch in der Blütezeit Triers mehren sich die Anzeichen des Niedergangs: Denn Trier ist nur Kaiserresidenz, weil bereits mehrere Kaiser regieren – mehr Kaiser sollen Stabilität bringen, doch immer öfter flammen Bürgerkriege zwischen Kaisern auf.
Die Ausstellung erzählt eine Abstiegsgeschichte – die Räume werden immer dunkler. Und sie brechen mit alten Gewissheiten: So seien keine ganzen Völker in das Reich gewandert. Rom engagiert lange viele germanische Stämme als Soldaten – Germanen sterben für Rom im Kampf, etwa gegen die einfallenden Hunnen.
Doch immer öfter kann das finanziell ausgezehrte Rom diese Truppen nicht bezahlen. Erst dann dringen germanisch-römische Truppen in das Reichsinnere vor, plündern 410 sogar Rom.
Marcus Reuter, Museumsdirektor
„Das war ein Ereignis das die damaligen Zeitgenossen bis ins Mark erschüttert hat. Manche berichten von unglaublichen Gräueltaten und Strömen von Blut, andere heben die Milde der Goten hervor – also ein sehr widersprüchliches Bild – und es sind nur ganz wenige Spuren von dieser Plünderung Roms wirklich erhalten.
Etwa diese Münzen – geschmolzen in den Bränden der Plünderung. Zu dieser Zeit zieht sich auch der Kaiserhof aus Trier zurück. Mit dem politischen Bedeutungsverlust kommt auch der wirtschaftliche: Die Bevölkerung schrumpft, der Lebensstandard sinkt, römische Prachtbauten verfallen.
Korana Deppmayer, Kuratorin
„Zum Beispiel die sogenannten Barbara-Thermen. Die haben definitiv im 5. Jahrhundert – wir wissen nicht genau wann – ein Ende gefunden, weil die Wasserleitungen nicht mehr gewartet wurden. Die sind versandet, also ein deutliches Zeichen, dafür, dass die riesigen Thermen nicht mehr mit Wasser gespeist wurden.“
Am Ende steht ein verwaister Thron. 476 setzt der römisch-germanische Odoaker den letzten Kaiser Romulus Augustulus ab – das Kaisertum ist schon so bedeutungslos, dass Odoaker das Kind nicht umbringt, sondern in Rente schickt.
Die Ausstellung erzählt aber auch eine Geschichte der Transformation. So verschwindet Rom nicht einfach – die Eroberer römischer Gebiete übernehmen oft das römische Rechtswesen; das Christentum tritt in die Fußstapfen römischer Staatlichkeit. Und so überdauert das römische Erbe das vermeintlich so finstere Mittelalter auch in Trier – bis heute.
Bis zum 27. November noch können Besucher ein Teil dieses Erbes bewundern.