Der mit dem Drachen tanzt

An einem windigen Tag auf einem Feld stehen und mit Freunden oder der Familie einen Drachen steigen lassen – wann haben Sie das das letzte Mal gemacht? Der vierzehnjährige Nils aus Primasens ist fast jeden Tag mit seinem Lenkdrachen unterwegs. Er hat das zu seinem großen Hobby gemacht. Und das so erfolgreich, dass er vor kurzem sogar Europameister geworden ist.

Nils
„Dass man auf niemanden angewiesen ist oder so. Dass man vor allen Dingen die Seele baumeln lassen kann. Man ist dann nur noch in einem Punkt drin und das ist dann das Lenkdrachen fliegen. Also das ist echt schön.“
Nachmittag um Nachmittag verbringt er hier auf dem Flugplatz in Pirmasens. Denn wann immer es das Wetter zulässt, heißt es nach Schule und Hausaufgaben: raus aufs Feld. Am liebsten alleine oder mit Vater Torsten. Durch ihn ist Nils zum Vierleiner Lenkdrachenfliegen gekommen.
Torsten Guhl, Vater von Nils
„Diese speziellen Drachen, die er jetzt heute fliegt, da habe ich mir mal vor über 20 Jahren einen gekauft, hab das aber nie gekonnt. Und er lag dann lange im Keller bis der Nils kam. Er hat ihn entdeckt und hat das dann im Urlaub mal angefangen.“
Drei Jahre ist das her. Seitdem gibt Nils den Ton an – zumindest wenn die zwei ihre Lenkdrachen fliegen.
Nils
„Left, go. Up, go. Stop. Turn up to kisses, go.“
Torsten Guhl, Vater von Nils
„Das ist ein gutes Gefühl. Das macht dem Papa nichts aus, wenn der Sohn mal das Kommando hat.“
Der Vierzehnjährige hat sich alles selbst beigebracht. Zum Beispiel wie viel Fingerspitzengefühl es braucht, um die vier Leinen zu koordinieren. Oder bei welchem Wind welcher Drachen am besten funktioniert. Ideal sind zwischen 15 und 25 km/h, um die verschiedenen Figuren fehlerfrei zu fliegen.
Nils Guhl, Europameister im Lenkdrachenfliegen
„Was mir halt einfacher liegt, sind die Ecken, harte Ecken zu fliegen anstatt irgendwas Rundes und Weiches. Also harte Ecken und hartes Fliegen geht halt sehr aufs Material und man muss sich viel mehr anstrengend als was Langsames, Rundes zu fliegen. Aber klar, es macht beides sehr viel Spaß und es ist schön, wenn man abwechselnd fliegt.“
Die viele Arbeit lohnt sich. Denn im vergangenen Sommer kommt die Einladung zur Europameisterschaft nach Frankreich. Er ist davon völlig überrascht, doch schließlich wird die EM der ganz große Erfolg für ihn. Nils meistert alle drei Disziplinen und kann sich gegen seine Konkurrenten durchsetzen.
Nils Guhl, Europameister im Lenkdrachenfliegen
„Und dann stehst du oben. Klar, das ist ein sehr, sehr gutes Gefühl. Und es ist vor allen Dingen ein Gefühl, dass man weiß, man ist angekommen. Man hat was geschafft, was andere noch nicht erreicht haben.“
Sein nächstes Ziel: Bei der Europameisterschaft im Jahr 2025 wieder anzutreten – aber dieses Mal im Tandem gemeinsam mit Vater Torsten.