Der letzte Mönch von Himmerod

Über 800 Jahre lang war das Kloster Himmerod bei Wittlich in der Hand der Zisterzienser Mönche. Bis 2017 der Orden aufgelöst wurde. Es fehlte an Geld und Nachwuchs. Die Mönche verließen das Kloster. Bis auf Bruder Stephan. Der blieb – als einziger Mönch.

„Herr unser Herrscher. Wie gewaltig ist dein Name auf der ganzen Erde? – Ehre sei dem Vater und dem Sohn.“
Bruder Stephan ist der letzte Mönch von Himmerod. Doch einsam ist er so gut wie nie. Viermal am Tag singt und betet er mit den Gästen des Klosters.
Bruder Stephan, Mönch im Kloster Himmerod
„All das, was sich so ereignet hier, dass ich das miterleben und ein bisschen mitgestalten darf. Das finde ich toll und das macht mir Freude.“
„Pater“ will der Mönch nicht genannt werden, lieber „Bruder“.
Bruder Stephan
„Jesus sagt: ‚Ihr seid alle Brüder, nur einer ist euer Vater.‘ Das ist ganz klar.“
Schon seit 66 Jahren lebt, betet und arbeitet Bruder Stephan hier. Für den Mönch und seine Gäste ist das Kloster vor allem eines: Ein Ort der Gemeinschaft.
Hans Peter Rainer, Klosterbesucher aus Pulheim
„Vorurteilsfrei miteinander umzugehen und zu sprechen und die Gespräche, das ist wirklich ein Haus der Begegnung hier und das ist ein wahrer Genuss.“
Susanne Kruopis, Klosterbesucherin aus Eberswalde
„Die Menschen, die hier leben. Der Förderverein, der das hier am Leben hält, und auch dieses gemeinsame Miteinander ist für mich Kirche von unten, genauso wie es sein soll.“
Um das gemeinsame Miteinander geht es Bruder Stephan auch im Sudan. Seit mehr als 25 Jahren reist er jedes Jahr für mehrere Wochen in das ostafrikanische Land. Im Fokus: Schulkooperationen mit Deutschland.
Stephan Reimund Senge, Zisterziensermönch
„Frieden lernt man nur, wenn Schule ist. Wenn die verschiedenen Stämme, Jugendliche, Kinder, Lehrer zusammenkommen und regelmäßig etwas lernen. Und daraus hat sich dann sehr viel entwickelt.“
Bruder Stephan hält Vorträge, besucht Gemeinden und beantwortet Briefe. 21 sind allein heute hier für ihn angekommen. Und er schreibt Bücher. Nächste Woche wird das nächste veröffentlicht.
„In meiner Ordnung mal suchen.“
Sein 52. oder 53. Buch – so genau weiß er das nicht mehr.
„Und doch kann meine Ohnmacht ein heilsamer, konkreter Ausgangspunkt sein. Aus dem toten Punkt, wo nichts mehr zu funktionieren schien, wird ein Wendepunkt.“
An einem Wendepunkt scheint auch das Kloster angekommen zu sein. Ein Unternehmer aus Pforzheim möchte die Abtei übernehmen und zu einem Gästehaus umbauen. Bruder Stephan befürchtet, dass der Ort so seinen geistlichen Charakter verlieren würde.
Noch ist nichts entschieden. Doch egal, was auch passiert, Bruder Stephan wird sein Kloster nicht verlassen.
Bruder Stephan
„Ja, es steht fest, dass ich hier bin und hier bleiben darf und das ist schön.“
Morgen wird er 90 Jahre alt. Geburtstag an Karfreitag. Groß gefeiert wird erst nach Ostern. Den Tag morgen wird Bruder Stephan so verbringen wie alle anderen Tage auch: mit Gottesdiensten, Gebeten und Gesprächen. Und so soll es auch noch viele Jahre weitergehen.
Bruder Stephan
„Ich habe dem lieben Gott gesagt: ‚Die himmlischen Wohnungen sind ja toll, da freue ich mich drauf_, aber ich habe ihm gesagt, ich hätte noch Termine.“
Und da ist es wieder: sein ansteckendes Lachen. Ein Lachen, das man hoffentlich noch lange sehen wird, hier im Kloster Himmerod in der Eifel.