Der Chef der Bundesbank Jens Weidmann tritt zurück

Bundesbankpräsident Jens Weidmann hört auf. Überraschend hat er heute Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier gebeten, ihn Ende dieses Jahres aus dem Amt zu entlassen.

In einem Brief teilt der 53-jährige Volkswirt den Mitarbeitern mit, er wolle die Bundesbank aus persönlichen Gründen verlassen. Weidmann hatte die Leitung der deutschen Zentralbank mit Sitz in Frankfurt im Mai 2011 übernommen.
Zu seinem Rücktritt jetzt ein Kommentar unseres stellvertretenden Chefredakteurs Philipp Stelzner:
Der Rücktritt von Jens Weidmann mag für viele nur eine unwichtige Personalie für die Wirtschaftspresse sein. Aber er ist ein Alarmsignal, dass auch der letzte Widerstand gegen die allzu lockere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank dahinschmilzt.
Weidmann kämpfte über zehn Jahre dafür, dass sich die Europäische Zentralbank ebenso stark für die Geldwertstabilität einsetzt, wie es früher die Deutsche Bundesbank getan hatte. Doch im EZB-Rat wurde er regelmäßig überstimmt. Als einsamer Rufer in der Wüste wurde er zum Gegenspieler des damaligen EZB-Präsident Mario Draghi, der viele Probleme einfach mit immer mehr Geld zu deckte. Mit seiner Kritik machte sich Weidmann gerade bei den hochverschuldeten Staaten in Südeuropa wenig Freunde.
Und damit macht er auch seine Hoffnung auf das Amt des EZB-Präsidenten zunichte. Am Ende musste er der Französin Christine Lagarde den Vortritt lassen. Auch danach drängte Weidmann die EZB immer wieder, sich vor allem um die Geldwertstabilität zu kümmern und nicht etwa auch um die Klimapolitik. Er mahnte entschlossene Schritte gegen die steigende Inflation an. Doch sein Einfluss auf den EZB-Rat blieb begrenzt.
Dennoch sollten die Bundeskanzlerin oder der nächste Bundeskanzler jetzt nicht den einfachen Weg gehen und einen bequemeren Nachfolger ernennen. Denn wenn im EZB-Rat der letzte Widerstand gegen die Öffnung der Geldschleusen verschwindet, ist die europäische Schuldenunion bald nicht mehr nur eine Drohung am fernen Horizont.
Jens Weidmann sollte nicht der Letzte gewesen sein, der davor gewarnt hat.