Denkmalschutz bremst Solarpark aus

Die Zukunft liegt in erneuerbaren Energien, so heißt es immer wieder. Doch bei der Umsetzung von Photovoltaik und Co. gibt es oft Hürden zu nehmen. Im hessischen Reinheim soll beispielsweise ein Bürgersolarpark entstehen, doch das Zukunftsprojekt droht jetzt ausgerechnet an der Vergangenheit zu scheitern.

So könnte es noch in diesem Jahr hier in Hundertmorgen in Reinheim aussehen. Auf einer Fläche von 5 Hektar soll ein Solarpark entstehen. Für das Bauvorhaben haben die Betreiber Entega und Energiegenossenschaft Starkenburg, in enger Zusammenarbeit mit Reinheims Bürgermeister Manuel Flick schon früh die Bürger miteinbezogen. Kostenpunkt des Projekts: Circa 3,5 Millionen Euro. Die Hälfte dieser Investitionskosten wird durch eine Bürgerbeteiligung gestemmt. Interessierte Privatpersonen erwerben dafür Genossenschaftsanteile und erhalten, je nach Ertrag, später eine Dividende.
Manuel Feick, SPD, Bürgermeister Reinheim: „Das Projekt ist vorgestellt worden und auch da war der Tenor gewesen „Wann geht’s los?“, also das war dann für uns auch und für mich persönlich auch ein klares Zeichen, dass da ne ganz ganz große Rückendeckung aus der Bevölkerung ist und, dass das Projekt nicht nur akzeptiert ist, sondern, dass es auch gewollt ist von den Menschen.“
Doch jetzt droht das Projekt zu scheitern. Das Landesamt für Denkmalpflege Hessen vermutet auf der geplanten Fläche Bodendenkmäler. Oberflächenfunde deuten auf eine vorgeschichtliche Siedlungsstelle hin. Deshalb geben die Verantwortlichen ein Gutachten des Bodens, eine so genannte Geophysikalische Prospektion, in Auftrag. Für die Messung zieht ein Quad empfindliche Messgeräte über den Boden. Das war im Januar. Seitdem steht das Projekt Bürgersolarpark still.
Micha Jost, Vorstand Energiegenossenschaft Starkenburg: „Wir gucken jetzt in die Vergangenheit, um uns eventuell ein Projekt, das in die Zukunft ausgerichtet ist zu erschweren oder zu verzögern. Also das wär schon auch eigentlich fast ein Treppenwitz, wenn wir durch irgendwelche historischen Dinge, Zukunftssicherung nicht betreiben können, durch die Erneuerbaren Energien.“
Dr. Thomas Becker arbeitet für das Landesamt für Denkmalpflege als Bezirksarchäologe in Darmstadt. Eine Denkmalerhaltung und gleichzeitige Nutzung Erneuerbarer Energien schließt er nicht aus.
Thomas Becker, hessenARCHÄOLOGIE: „In einem solchen Planungsvorhaben sehen wir uns nicht als Verhinderer, ganz im Gegenteil. Wir versuchen den Belangen des Kulturdenkmals da hineinzubringen und dann eben zu schauen, zusammen mit den Vorhabenträgern wie beides miteinander funktionieren kann. Einerseits der Erhalt unserer Geschichte im Boden und andererseits eben die Planung für ein solches Vorhaben wie den Solarpark.“
Alle Beteiligten erwarten jetzt mit großer Spannung die offiziellen Ergebnisse. Es wurden zwar Strukturen im Boden gefunden, doch ob es sich dabei um schützenswerte Bodendenkmäler handelt, ist noch nicht klar. Eine Aufschiebung, die sowohl bei den Verantwortlichen als auch bei den Bürgern Fragezeichen hinterlässt.
Yannick Wolf, Projektmanager ENTEGA: „Durch die Verzögerung des Projekts, wird es natürlich auch für uns schwerer, die Wirtschaftlichkeit zu bewerten, weil wir halt aktuell auch einen sehr volatilen Markt haben, sowohl was die Energiepreise angeht, als auch die Preise für Solarmodule und generell alle solartechnischen Komponenten.“
Manuel Feick, SPD, Bürgermeister Reinheim: „Ja die Bevölkerung, kann ich Ihnen sagen ist momentan so, dass ich eigentlich wöchentlich die Frage gestellt bekomme, wie ist der Sachstand? Wann geht’s endlich los? Also man möchte dieses Projekt dann auch sehen, dass es realisiert wird. Deswegen machen wir da auch im Rahmen unserer Möglichkeiten natürlich auch Druck, dass es auch vorangeht. Aber es braucht eben seine Zeit.“
Zeit, die im Hinblick auf das Erreichen der Klimaschutzziele, zunehmend knapp wird.