Delegationsreise der Ministerpräsidentin nach Ruanda

Am kommenden Sonntag ist es 30 Jahre her, dass es in Ruanda zu blutigen Auseinandersetzungen zwischen zwei Volksgruppen kam – binnen drei Monaten wurden 800.000 Menschen auf furchtbare Weise ermordet. Jetzt zum Jahrestag werden die Erinnerungen mit aller Macht zurückkehren. Die Ruanda in enger Partnerschaft verbundenen Rheinland-Pfälzer sind mit einer Delegation von Ministerpräsidentin Malu Dreyer angereist, um Ruanda auch in den bitteren Tagen des Gedenkens zur Seite zu stehen.

Jugendliche in Ruandas Hauptstadt Kigali: Sie genießen die milden Temperaturen dieses Abends im April. Sorglos und ausgelassen. Sie gehören der ersten Generation an, die den Völkermord nicht selbst erlebt hat. Und doch sind auch sie von den furchtbaren Erlebnissen und schweren Traumata ihrer Großeltern und Eltern betroffen.
Malu Dreyer betont, wie wichtig und richtig es ist, das Partnerland beim Blick zurück, aber auch nach vorn, nicht im Stich zu lassen.
Malu Dreyer (SPD), Ministerpräsidentin Rheinland-Pfalz
„Ich finde, die Partnerschaft, die 42 Jahre jetzt währt, da ist es schön, auch richtig, dass jetzt auch in diesen Zeiten, wo es auch schwer ist, aber wir auch gemeinsam blicken können auf das, wasRuanda geschaffen hat – das macht uns sehr stolz und viele Rheinland-Pfälzer und -Pfälzerinnen haben mitgewirkt – insofern ist es wichtig, dass wir mit dieser Reise heute hier sind.“
Wir besuchen die Universität von Ruanda. Seit 25 Jahren gibt es hier das Forschungsinstitut für Konfliktforschung. Denn Ruanda beschäftigt seit dem Genozid immer wieder die Frage: Wie kann vermieden werden, dass dies alles noch einmal passiert – und hätte es damals vielleicht verhindert werden können? Gibt es denn überhaupt eine Gesellschaft, die frei von Konflikten besteht?
Gregor Walter-Drop, Geschäftsführer Friedensakademie Rheinland-Pfalz
„Also eine Existenz ohne Konflikte kann ich mir tatsächlich nicht vorstellen. Die entscheidende Frage ist, wie wir mit diesen Konflikten umgehen. Und da legen die Ruander tatsächlich großen Wert auf die Frage, wie man verhindern kann, dass Konflikte in einem gewaltförmigen Austrag umschlagen. Und das ist natürlich eine entscheidende Frage, die uns miteinander verbindet.“
Viel für eine bessere Zukunft ist oft gewonnen, wenn sich Menschen ganz praktisch engagieren. Wie es der Malermeister Heiko Herzog aus Idar-Oberstein tut. Herzog bildet ruandische Jugendliche aus. Auf einmal ging ihm ein Licht auf: Wenn man die Dächer mit einer speziellen weißen Farbe lackiert, dann erzeugt dies einen nachweisbaren Kühlungseffekt im Gebäude. Eine einleuchtende Idee für das afrikanische Land. Was wäre erst gewonnen, würden weiße Dächer vom Staat vorgeschrieben?
Heiko Herzog, Malermeister aus Idar-Oberstein
„Also das kann ich mir vorstellen, weil Ruanda, so wie die Verwaltung gestrickt ist, wie auch der Präsident gestrickt, wenn die einen schönen Vorteil sehen, wenn die sehen, das ist nachhaltig, würde ich mir wünschen, dass das so kommt.”
Herzog nahm Kontakt zur bundeseigenen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit, der GIZ, mit Sitz im hessischen Eschborn auf. Ihr Vorstandssprecher Thorsten Schäfer-Gümbel erkennt das Potenzial dieser vermeintlich so naheliegenden Idee:
Thorsten Schäfer-Gümbel, Vorstandssprecher GIZ
“Ganz definitiv liegt auch manchmal das Gute in den einfachen Dingen – und gerade wenn wir über die Verstädterung in Afrika reden – und die Prognosen sagen, dass sich die Verstädterung mindestens um 50 Prozent in den nächsten zwanzig Jahren erhöhen wird – ist das eine der Fragen, die uns beschäftigen muss, wie wir die Städte bauen, dauch mit der Erwärmung der Innenstadt zurechtkommen – und deswegen ist das hier ein schönes kleines, aber sehr praktisches Beispiel.”
Ruandas Gegenwart: Sie liegt zwischen der Vergangenheitsbewältigung und der Gestaltung einer guten Zukunft. Keine einfache Aufgabe:
Malu Dreyer (SPD), Ministerpräsidentin Rheinland-Pfalz
“…denn das ist tatsächlich eine Herausforderung, einen Genozid, bei dem Menschen aufeinander losgegangen sind und sich gegenseitig ermordet haben, die gute Nachbarn und Freunde waren – und das alles zu verarbeiten, das ist schon eine große Sache, die die Ruander hier geschafft haben,”
Am kommenden Wochenende wird in Kigali eine große Gedenkfeier stattfinden. Es folgt eine hunderttägige Trauerzeit. Im April gibt es keine Konzerte und keine großen Feste. Ruanda trauert.