Darmstadt 98 gegen Bern im neuen „Bölle“

„Fußballromantik“ – ein Begriff, der in Verbindung mit dem SV Darmstadt 98 in der Vergangenheit oft gefallen ist. Der kleine Verein, der die Bundesliga aufmischt und im altehrwürdigen Stadion am Böllenfalltor zu Hause ist. Das war einmal. Mittlerweile hat sich der Club im Profifußball etabliert, ist aktuell Herbstmeister der zweiten Bundesliga. Und auch das Stadion wurde in den letzten Jahren nach und nach modernisiert. Am Wochenende wurde bei einem Testspiel gegen die Young Boys aus Bern der letzte Teil eröffnet.

Mit einer aufwendig gestalteten Choreografie weihen die Darmstädter Fans ihre neue Haupttribüne ein. Unterstützt werden sie dabei von den Anhängern aus Bern. Seit Jahren verbindet die beiden Vereine eine enge Fanfreundschaft. Den Rahmen für das Spektakel bietet ein Testspiel gegen den Tabellenführer der Schweizer Super League. Die Profis nutzen die WM-Pause, um ihren Trainingsfortschritt und das Gefühl im neuen Stadion zu testen.
Torsten Lieberknecht, Trainer SV Darmstadt 98
„Es ist ein Champions-eague-Aspirant und dementsprechend waren meine Jungs einfach drauf und dran das umzusetzen, was wir in der Kabine gesagt haben. Wir wussten um diesen Moment hier, wir wussten darum, warum so viele Leute hier heute gekommen sind, über 10.000.“
Eine ganze Menge für ein Spiel, bei dem es nicht um Punkte geht. Und entsprechend ist auch die Stimmung überragend – Bundesliga-Atmosphäre.
Noch vor gut sechs Jahren herrscht hier am Böllenfalltor eher Bolzplatz-Atmosphäre. Kaum Sitzplätze, kein Dach und hier und da sprießt Unkraut aus dem Boden. Mit dem spielerischen Erfolg der Lilien und der Etablierung in den Profiligen steigen aber auch die Anforderungen ans Stadion. Nach langem Hin und Her entscheidet sich der Verein für einen Umbau und lässt im Herbst 2016 zwei überdachte Zuschauertribünen errichten. Es folgt der Abriss und Neubau der Gegengeraden und schließlich der Haupttribüne. Die Kosten: rund 50 Millionen Euro; finanziert durch den Verein, mit Zuschüssen von Stadt und Land.
Nach dem Umbau passen 17.800 Fans ins Stadion; jeweils etwa zur Hälfte Steh- und Sitzplätze. Damit gehört das Bölle zu den eher kleineren Spielstätten im deutschen Profifußball, kann aber immerhin endlich wieder voll ausgelastet werden.
Manuel Preiser, Lilien-Fan
„Es hat natürlich schon gefehlt, wenn hier niemand saß die ganze letzte Saison. Und auch davor hat ja immer was gefehlt. Und es ist schon schön, wenn jetzt wieder alles voll ist.“
Jeanette Banat, Lilien-Fan
„Die Stimmung ist einfach eine andere. Also wir haben früher da drüben gesessen und es war auch super, ich glaube jede Seite hat seine gute Stimmung. Aber es ist schön, es ist komplett.“
Manuel Schütz, Lilien-Fan
„Das neue Bölle ist super, das alte Bölle war auch super. Es ist einfach echt geil!“
Ein Blick hinter die Haupttribüne verrät aber: So ganz fertig ist das Stadion noch nicht. Die Spieler müssen sich nach wie vor im Ersatz-Funktionsgebäude nebenan umziehen, weil die Kabinen noch im Bau sind. Das gleiche gilt für die neuen Logen. Deshalb ist der Trainer auch noch etwas gebremst in seiner Euphorie.
Torsten Lieberknecht, Trainer SV Darmstadt 98
„Perfekt ist, wenn alles fertig ist, und perfekt ist, wenn wir wirklich gut wieder in die Rückrunde reinstarten.“
… um am Saisonende in der Tabelle möglichst ganz oben zu stehen. Denn ein erneuter Aufstieg in die erste Bundesliga würde viel Geld in die Vereinskasse spülen und erheblich bei der Finanzierung des Umbaus helfen. Wenn sich die Mannschaft in der Rückrunde so präsentiert wie beim Testspiel gegen Bern, stehen die Chancen gut.