„Dachzeltnomaden“ helfen im Ahrtal

Im Ahrtal gibt es also noch immer viel zu tun. Und ohne die Hilfe von vielen, vielen Ehrenamtlichen würde ein Zurück in den Alltag noch länger dauern als sowieso schon. Ein Puzzle-Teilchen ist da die Hilfsorganisation „Dachzeltnomaden“. Die Freiweilligen räumen Häuser aus, tragen Schutt weg oder reißen Böden raus. Und das seit fast zwei Jahren – täglich. Wir haben sie einen Tag lang begleitet.

„Einen wunderschönen Guten Morgen!“ – „Guten Morgen.“
Lagebesprechung im Camp der Hilfsorganisation „Dachzeltnomaden“ im rheinland-pfälzischen Wiesbaum. An diesem Tag sind etwa 20 ehrenamtliche Helfer da. Nach einer ersten Einweisung in die Schutzausrüstung werden die Baustellen aufgeteilt.
„Dann geht es noch nach Kreuzberg. Da waren wir ja gestern auch schon. Da macht Urban einmal die Bauleitung. Eventuell mit Basti als Unterstützung.“
Und dann geht es auch schon los. In Kreuzberg im Landkreis Ahrweiler wartet an diesem Tag das Haus eines älteren Ehepaars auf die Freiwilligen. Drei Meter hoch stand hier das Wasser im Juli 2021. Geschafft wurde in den letzten eineinhalb Jahren schon einiges. Auch dank der Dachzeltnomaden, die hier heute bereits zum vierten Mal mit anpacken. Doch bis das Ehepaar wieder in sein Zuhause einziehen kann, muss noch viel gemacht werden. Deswegen lautet die heutige Tagesaufgabe: Außenputz runter, damit die Fassade trocknen kann.
Dennis Brandt, Geschäftsführer Hilfsorganisation „Dachzeltnomaden“
„Handwerker sind tatsächlich leider immer noch Mangelware. Also es ist ja allgemein ein riesen Thema, aber besonders hier in der Region, weil so viele Haushalte betroffen sind. Und wenn wir da halt Arbeiten leisten können, die da vorbereitend sind, damit diese teilweise körperlich sehr schweren Arbeiten wegfallen und die Handwerker dann die Vorbereitung für einen neuen Putz zum Beispiel machen können, dann sind wir genau richtig, würde ich sagen.“
Dafür bringen die Ehrenamtlichen alles selbst mit: Werkzeuge, Gerüste, Schutzausrüstung. Die Organisation finanziert sich über Spenden. Ein kleines Team ist mittlerweile fest angestellt, um alles zu koordinieren. Doch am Ende sind es Menschen wie Monika Gerrix, ohne die es nicht klappen würde. Sie ist bereits das 27. Wochenende im Einsatz und macht dafür fast alles möglich.
Monika Gerrix, freiwillige Helferin im Ahrtal
„Das heißt im Moment, dass ich dann eben meine normalen Werkstatt-Tage um zwei Stunden verlängere, die Wochenenden durcharbeite, um dann immer frei zu haben, dass ich kommen kann. Im Endeffekt ist es so: Man sieht die Not der Menschen. Man sieht es – man weiß, man kann helfen. Und gerade ich poste es gerne bei mir, um zu zeigen, wenn ich helfen kann, kann’s jeder.“
Nadine Michalek, freiwillige Helferin im Ahrtal
„Egal, was man vorher gemacht hat oder was man im normalen, alltäglichen Leben macht, man lernt immer was dabei. Also ich habe vorher nie einen Stemmhammer in der Hand gehabt und wie ich das erste Mal hierhin kam, zack, den Stemmer in die Hand bekommen.“
Seit der Flut im Juli 2021 sind die „Dachzeltnomaden“ mit dabei und haben auf über 170 Baustellen mit angepackt. Ein wichtiger Grund für ihre Arbeit ist:
Dennis Brandt, Geschäftsführer Hilfsorganisation „Dachzeltnomaden“
„Dass immer noch die Hilfe hierhin kommt und dass immer noch Hilfe benötigt wird. Weil da draußen – in der normalen Welt, nenne ich das jetzt mal – wird so etwas schnell vergessen, weil man sieht es sehr wenig in den Medien. Man weiß nicht mehr genau, was hier passiert. Aber hier passiert jeden Tag immer noch sehr, sehr viel. Aber es ist so viel noch zu tun. Und für die nächsten Jahre wird hier sehr viel Unterstützung gebraucht und das darf nicht vergessen werden.“
Für die Organisation ist am 30. Juni aber erst einmal Schluss. Dann sind nach zwei Jahren die Spendengelder von rund zwei Millionen Euro aufgebraucht und sie können sich nicht weiter finanzieren. Zu helfen gibt es aber trotzdem noch immer genug. Deswegen heißt es auch weiterhin im Ahrtal: Solidarität zeigen.