Cybersicherheitsgipfel in Wiesbaden

Die Angriffe nehmen stetig zu, die wirtschaftlichen Schäden gehen in die Milliarden. Die Rede ist von Cyberattacken. Dagegen will das Land Hessen stärker vorgehen. Innenminister Peter Beuth hat heute in Wiesbaden den sechsten Cybersicherheitsgipfel eröffnet. Ziel der Fachtagung: Auf aktuelle Bedrohungen aufmerksam machen und mögliche Lösungen diskutieren. Erst vor wenigen Monaten wurde die Stadt Rodgau Opfer eines Hackerangriffs.

Ende Februar stehen hier die Telefone still, Mails können nicht beantwortet werden. Die Rodgauer Stadtverwaltung, durch einen Cyberangriff lahmgelegt. Der Schaden liegt im siebenstelligen Bereich. Immer wieder gibt es Angriffe auf die IT-Systeme von Kommunen und Unternehmen, meist um Lösegeld zu erpressen. Im vergangenen Sommer waren die IHKs und der Darmstädter Energieversorger Entega betroffen, sensible Kundendaten gelangten ins Netz. Auch wenn sich nicht jeder Angriff abwehren lasse gebe es in Sachen Netzwerkarchitektur noch einigen Nachholbedarf. Sicherheit durch Segmentierung, lautet ein Tipp.
Dr. Gerhard Schabhüser, Vizepräsident Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik. „Ich vergleich das immer gerne mit Schiffen. Da haben wir gelernt, dass ein Schott-System sehr gut ist. Weil ein kleines Loch in der Außenwand führt nicht zum Verlust des Schiffes, sondern nur eines Schottbereiches. Das müssen wir in den Netzen auch machen. Das Zweite ist: Updates. Dafür zu sorgen, dass Sicherheitsupdates oder funktionale Updates, sehr, sehr schnell eingespielt werden, weil sonst bleibt man angreifbar.“
Für den Ernstfall müssten ferner Krisenpläne erarbeitet und ihre Umsetzung regelmäßig geübt werden. Dazu zähle, einen Krisenstab einzurichten, die Sicherheitsbehörden einzubinden und Hilfe bei professionellen IT-Dienstleistern zu suchen. Wie all das gelingen kann, zeigen heute zahlreiche Aussteller vor Ort. Neben Austausch und Vernetzung geht es für Innenminister Peter Beuth auch um die Eigenverantwortung. Cybersicherheit sei Chefsache, das Land stehe beratend zur Seite. Keine Option ist für ihn die angestrebte Zentralisierung der Cybersicherheit auf Bundesebene.
Peter Beuth (CDU), Innenminister Hessen: „Wenn bei uns in einer Stadt oder einer Gemeinde ein entsprechender Vorfall ist, dann wird niemand aus Berlin oder Bonn kommen. Aber wir kommen aus Wiesbaden dahin. Deswegen bin ich davon überzeugt, dass wir es im Land am Ende für die Kommunen oder für das Land besser organisiert bekommen. Das ändert nichts daran, dass wir natürlich Zusammenarbeit und Kooperation verbessern können, verbessern müssen.“
Der politische Weg zu mehr Cybersicherheit im Bund-Länder-Verhältnis, er muss also erst noch ausgelotet werden. Feststeht: Cyberangriffe kosten die deutsche Wirtschaft jährlich über 200 Milliarden Euro. Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine hat das Risiko gerade für Kritische Infrastruktur noch einmal erhöht. Bei der Gefahrenabwehr will Hessen künftig auf eine landeseigene Zentralstelle für Informationssicherheit setzen. Der Entwurf für ein neues IT-Sicherheitsgesetz wird gerade vom Landtag beraten.