Cyberattacke auf Stadtverwaltung Rodgau

Über 200 Milliarden Euro Schaden richten Computer-Hacker jedes Jahr durch Angriffe auf deutsche Wirtschaftsunternehmen an. Die Zahl hat sich in den letzten fünf Jahren fast verdoppelt – das Geschäft mit der Internet-Erpressung boomt. Und so geraten auch immer öfter Städte in den Fokus der Hacker, wie jetzt das hessische Rodgau.

In der Stadtverwaltung Rodgau stehen fast alle Telefone still, Mails können nicht beantwortet werden und auf der städtischen Website begrüßt den Besucher der Hinweis: „Cyberangriff“. Nichts geht mehr. Wer momentan ein Anliegen hat, muss persönlich vorbeikommen. Vor der Kamera will sich von der Stadt niemand äußern – man will die aktuelle Lage zunächst „klären und verarbeiten“
Immer wieder gelingt es Hackern, ganze Gemeinden lahmzulegen oder auch sensible Kundendaten bei Stadtwerken zu erbeuten, wie im vergangenen Jahr in Mainz und Darmstadt. Die Einfallstore für die Angreifer sind dabei fast immer die gleichen, weiß man am Fraunhofer-Institut für Sichere Informationstechnik in Darmstadt.
Prof. Michael Waidner, Leiter Fraunhofer-Institut für Sichere Informationstechnik:
„Also Passwort ist ein großes Problem. Deswegen gibt es auch viele Initiativen, Passörter abzuschaffen. Und die anderen Probleme sind natürlich, dass teilweise die IT antiquiert ist. Viele Organisationen haben Server, Rechner, von denen sie gar nicht wissen, die schlecht gewartet sind. Das ist für Angreifer relativ einfach, da reinzukomme. Also sie verwenden Passwörter einerseits und Schwachstellen in den Systemen, die sie vorfinden.“
Wie viel Geld die Täter mit diesen Hacks erbeuten, kann nicht genau gesagt werden. Wie viele Kommunen am Ende zahlen, um ihre Daten zurückzuerlangen dringt nicht an die Öffentlichkeit. Damit solche Angriffe in Zukunft effektiver abgewehrt werden können, empfehlen die Experten einen Umbau der IT-Sicherheit dahingehend, dass jede Handlung gesondert autorisiert werden muss, selbst wenn sie beispielsweise von einem Mitarbeiter der Stadtverwaltung vorgenommen wird.
Prof. Michael Waidner, Leiter Fraunhofer-Institut für Sichere Informationstechnik
„Das nennt sich dann ‚Zero Trust‘. Da geht es darum, dass man nicht einfach ein Mäuerchen um die Organisation drumherum baut und die mit Firewalls abschottet, sondern wirklich in die Organisation rein geht und da die Sicherheit so erhöht. Dass es quasi keinen Unterschied mehr macht, ob man innen ist, in der Organisation oder außen.“
Ein System, über das man wohl auch in Rodgau demnächst nachdenken wird, sobald die städtischen Systeme wiederhergestellt sind. Wann das der Fall sein wird, steht heute allerdings noch in den Sternen.