Corona-Welle führt im DRK Krankenhaus Alzey zu Personalnot

Erstmals in der Corona-Pandemie haben wir die Zahl von 300.000 Neuinfektionen innerhalb eines Tages überschritten. Genau sind es heute 318.387 neue Ansteckungen, die an das Robert Koch Institut gemeldet wurden. Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz liegt nun bei 1752. Die gute Nachricht: Trotz dieser hohen Zahlen sind die Intensivstationen bei uns in Hessen und Rheinland-Pfalz nicht überfüllt. Die schlechte Nachricht: Immer mehr Klinikpersonal selbst infiziert sich mit Corona.

Besonders betroffen von Corona-Ausfällen ist unter anderem das DRK-Krankenhaus in Alzey. Hier mussten schon viele Operationen verschoben werden, weil immer mehr Klinikpersonal erkrankt oder in Corona-Isolation ist.
Markus Appelmann, Moderator: Dazu ist jetzt bei uns Im Interview der kaufmännische Direktor des DRK-Krankenhauses in Alzey, Michael Nordhoff, Guten Tag
Michael Nordhoff, Kaufmännischer Direktor DRK Krankenhaus Alzey: Ja, guten Tag, Herr Appelmann. Ich freue mich.
Appelmann: Herr Nordhoff, Personalengpass im Krankenhaus, das hat immer auch schwere Konsequenzen. Welche sind das ganz konkret bei Ihnen? Und wie fangen Sie das auf?
Nordhoff: Ja, mit dem Auffangen ist dann irgendwann Schluss, weil, wenn Sie, wie wir jetzt im Moment – auch heute Morgen wieder waren 67 Mitarbeiter krank, davon unter anderem acht Ärzte, eine Zahl von fast 50 Krankenschwestern -, das können Sie nicht mehr auffangen. Sie können da auch niemanden mehr aus dem Frei holen und sagen: “ Könnt ihr das bitte mal lösen? Könnt ihr mal einspringen?“, das funktioniert nicht mehr. Das einzige, was man machen kann oder was wir auch tun, was eigentlich alle Kliniken in Deutschland und um uns herum machen: Wir fahren Leistungen runter und wir gehen mit allen planbaren Behandlungen und vor allen Dingen auch planbaren Operationen nach unten und bitten die Patienten um Verständnis. Und wir haben im Prinzip wie auf der Autobahn einen langen Stau und der Stau wird immer lang und länger.
Appelmann: Haben Sie denn das Gefühl, dass sich die Lage entspannt oder werden Sie da noch eine Weile weiter improvisieren müssen?
Nordhoff: Also, im Moment kann ich sagen: Von Entspannung ist keine Rede. Wir hatten mal zwischendurch so ein bisschen einen Stillstand, der sich aber jetzt gleich wieder abgelöst hat von weiter steigenden Infektionen Zahlen bei den Mitarbeitern. Wir haben weiterhin ein extrem hohes Niveau an Krankmeldungen – da ist von Entspannung im Moment überhaupt nicht die Rede und weiterhin zunehmende Krankmeldungen.
Appelmann: Letzte Frage: Was fordern Sie von der Politik in diesen angespannten Zeiten, damit es bei Ihnen wieder reibungsloser laufen kann?
Nordhoff: Ja, die Politik kann natürlich die Pandemie nicht ungeschehen machen. Was für uns ganz wichtig ist: Wir leiden natürlich darunter, dass wir durch die vielen Krankenstände unsere normalen Leistungen, die wir üblicherweise in der Lage sind zu bringen, schlichtweg nicht darstellen können, nicht bringen können. Und das führt dazu, dass wir in allen Bereichen unser Leistungsniveau runterfahren und damit natürlich auch unsere Einkommensmöglichkeiten. Und die große Bitte an die Politik ist, dass wir für diese extrem belastete Zeit Ausgleichszahlungen weiterhin bekommen, um auch diese schwierigen Monate überleben zu können. Denn Krankenhäuser haben keine hohen Eigenkapitaldecken. Wir leben da ein bisschen von der Hand in den Mund und wenn das ein paar Wochen schlecht läuft und wir keine Ausgleichszahlungen bekämen, würde es wahrscheinlich in diesem Land Insolvenzen hageln von Akutkrankenhäusern und ich glaube, das ist auch nicht im Interesse von irgendwem,
Appelmann: Herr Nordhoff, vielen Dank für das Interview.
Nordhoff: Ja, sehr gerne.