Corona-Testcenter: Wer muss wieviel bezahlen?

Die kostenlosen Corona-Bürgertests für alle sind Geschichte: Seit letzten Donnerstag gelten Regeln, die kaum einer kontrollieren kann. Statt den vollen Preis müssen Sie nur 3 Euro zahlen, wenn Sie zum Beispiel eine Familienfeier besuchen. In manchen Ausnahmen gibt es aber auch noch kostenlose Tests.

 

Stäbchen rein und fertig? Das ist vorbei. Bevor Margit Wagner hier einen Schnelltest bekommt, muss sie zuerst ein zweiseitiges Formular ausfüllen. So will es die neue Testverordnung. In der Selbstauskunft muss sie angeben, warum sie den Test machen will und ob sie zu einer vulnerablen Gruppe gehört. Demnach muss sie entweder 9,50 Euro, 3 Euro oder gar nichts bezahlen. Ein ziemliches Wirrwarr, findet Margit Wagner.
Margit Wagner: „Die Kommunikation war ja so, es gibt keine kostenlosen Tests mehr, die kosten jetzt drei Euro. Und dann hab ich jetzt im Nachgang erfahren, dass man dann wenn man den Test für drei Euro haben möchte, auch zumindest zwei Faktoren haben muss, die das dann rechtfertigen, den Test zu bekommen.“
Das wäre zum Beispiel ein Konzertbesuch oder ein Treffen mit Personen über 60 Jahren. Kostenlos ist der Test weiterhin für Besucher von Pflegeheimen, Schwangere und Menschen mit Corona-Symptomen. Die neue Regelung ist auch für die Betreiber der Testzentren kompliziert. Sie befürchten, auf Kosten sitzen zu bleiben.
Lukas Flieger, Geschäftsführer Schnelltest Deutschland: „Das viel größere Problem ist, dass es aktuell weniger Geld von der KV gibt, wir aber wesentlich mehr Personal brauchen, um das überhaupt stemmen zu können, um diesen ganzen bürokratischen Aufwand zu bewältigen. Das ist eigentlich das große Problem.“
Pauschal 11,50 Euro gab es pro Test früher. Jetzt sind es nur noch 9,50 Euro. Hessens Gesundheitsminister kritisiert den Bund für die kurzfristige Veröffentlichung der neuen Testverordnung. Gerade mal einen Tag hatten die Zentren Zeit für die Umstellung.
Kai Klose (Bündnis 90 / Die Grünen), Gesundheitsminister Hessen: „Wir haben dem Bund mitgeteilt, dass diese Änderung kurz vor knapp nicht mit den Ländern besprochen ist und dass die Folgen schwierig sein werden, weil diejenigen, die die Tests erbringen, natürlich mit Personal, mit Räumlichkeiten auch planen müssen.“
Ein weiteres Problem: Die Berechtigung für den kostenlosen oder den 3-Euro-Test basiert auf einer Selbstauskunft der Probanden. Die zu überprüfen ist kaum möglich.
Lukas Flieger, Geschäftsführer Schnelltest Deutschland: „Klar, man könnte jetzt, ich sag es jetzt mal ganz blöd, ein Selfie mit der Oma machen und am Ende vom Tag sagen, so ich war da, aber ich muss den Nachweis ja vorher erbringen. Das heißt, dieses gesamte Konstrukt ist eigentlich totaler Schwachsinn.“
Das lässt Spielraum für Betrug. Zahlen muss es am Ende der Steuerzahler. Vor rund einer Woche hat Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach angekündigt, dass die Krankenkassenbeiträge im kommenden Jahr steigen werden. Verwirrung bei den Kunden, Bürokratie bei den Teststellen und fehlende Kontrolle. Die neue Testverordnung sollte eigentlich Kosten einsparen. Erzeugt hat sie aber vor allem eins: Chaos.