Corona-Infektionen weiter auf Rekord-Niveau

„Vor uns liegen harte Wochen“ – mit diesem Satz hat uns heute Bundesgesundheitsminister Jens Spahn auf schwierige Zeiten eingeschworen – mal wieder. Ein neuer Rekordwert bei Corona-Neuinfektionen hat die politische Debatte über die Pandemie-Bekämpfung angeheizt. Wie kann die vierte Welle noch gebrochen werden? Wie lässt sich der Impfschutz, der mit der Zeit nachlässt, bei den Geimpften erhalten? Die Gesundheitsminister von Bund und Ländern haben sich heute getroffen und einen Plan vorgelegt, der das Schlimmste verhindern soll.

Jens Spahn, CDU, Bundesgesundheitsminister
„Boostern nach sechs Monaten sollte die Regel werden, nicht die Ausnahme. Und das gilt besonders für Ältere und medizinisches Personal.“
Die Gesundheitsminister sind sich heute einig: Sechs Monate nach der zweiten Impfung soll jeder eine Auffrischungsimpfung erhalten.
Das ist in Rheinland-Pfalz in den Impfbussen möglich. Heute Mittag in Bad Kreuznach ist der Andrang groß. Hier kann jeder eine kostenlose Erstimpfung oder Booster-Impfung bekommmen. Das Ehepaar Hinz bekommt heute seinen dritten Piks.
Gudrun Hinz
„Ich mache es, weil ich in einem physiotherapeutischen Bereich arbeite, bin Lymptherapeutin, und habe es überwiegend mit Krebspatienten zu tun, die sehr, sehr krank sind.“
Uwe Hinz
„Weil es keine Grippe ist. Wir haben eigentlich schon zu viele Todesfälle in der Familie und im Bekanntenkreis und mir persönlich ist es sehr wichtig.“
Die Eheleute aus Bad Kreuznach sind nicht die einzigen, die sich boostern lassen.
Chris Snehotta, Teamleiter DRK Bad Kreuznach
„Ja, das ist immer so gut zwei Drittel ungefähr von den Impfungen. Sprich 200 – 250 auf jeden Fall. Das sind dann BioNTec-Drittimfpungen, die Auffrischungen oder auch die Auffrisch-Impfung nach der einmaligen Johnson-Impfung.“
Auch Hausärzte sollen mehr boostern. Doch sie haben oft nicht genügend Impfstoff. Das soll sich ändern.
Clemens Hoch, SPD, Gesundheitsminister Rheinland-Pfalz
„Um schneller und flexibel zu sein, haben wir den Bund aufgefordert, dass benötigter Impfstoff schneller geliefert wird.“
Mit der Drittimpfung gegen die vierte Welle und mit mehr Tests. Die Gesundheitsminister wollen eine Testpflicht in Alten- und Pflegeheimen. Auch für Besucher. Kostenlose Tests! Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin begrüßt eine Testpflicht.
Malu Dreyer, SPD, Ministerpräsidentin Rheinland-Pfalz
„Wir müssen weiter intensiv impfen können, wir müssen boostern können mit Hochdruck, und wir müssen die vulnerablen Gruppen stärker schützen können, deshalb die Testpflicht. Wenn wir diesen Dreiklang miteinander gehen, dann bin ich auch zuversichtlich, dass wir den Herbst und Winter schaffen können.“
Die Sieben-Tage-Inzidenz liegt in Hessen heute bei 135,8, in Rheinland-Pfalz bei 103,1. Trauriger Höhepunkt einer Pandemie.
Die Gesundheitsminister wollen keine Impfpflicht für medizinisches Personal. Doch der Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Rheinland-Pfalz hält das für dringend notwendig.
Dr. Peter Heinz, Vorsitzender Kassenärztliche Vereinigung Rheinland-Pfalz
„Der Infektionsdruck wird jetzt so hoch, dass es einfach nicht mehr möglich ist, diesen Beruf auszuüben, ohne geimpft zu sein. Man muss ja am Patienten arbeiten können. Und ich sehe das so, dass ein Einbeiniger nicht Seiltänzer werden kann oder Gerüstbauer und genau so kann man im Gesundheitsberuf nicht ohne Impfung arbeiten.“
In Bad Kreuznach lassen sich heute auf dem Gelände des Hotel- und Gaststättenverbandes viele impfen. Doch für die meisten ist es nicht die erste, sondern bereits die dritte Impfung.