Cannabis-Legalisierung: Nicht jeder ist dafür

Die Bundesregierung hat in dieser Woche die Eckpunkte für die geplante Cannabis-Legalisierung in Deutschland beschlossen. So soll jeder Erwachsene künftig 30 Gramm der Droge kaufen und besitzen und Cannabis sogar selbst anbauen dürfen. Wir haben uns in Hessen und Rheinland-Pfalz umgehört, welche Chancen, aber auch welche Risiken ein solches Gesetz mit sich bringen würde.

Haschisch-Zigarette statt Feierabendbier.
Klingt irgendwie absurd.
Klar, weil es bislang verboten ist. Ein Viertel aller 18- bis 25-Jährigen habe laut Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach im vergangenen Jahr trotzdem Cannabis konsumiert, Tendenz steigend.
Ein Versagen der Drogenpolitik, deren Macher jetzt zur Kehrtwende ansetzen. Bis zu 30 Gramm „Genusscannabis“ soll künftig jeder Erwachsene besitzen bzw. kaufen dürfen.
Saker Aljanke, Sozialarbeiter
„Sobald der Mensch es kontrollieren kann, also alles unter Kontrolle hat, dann soll er machen.“
Bärbel
„Es ist nicht so einfach zu sagen, komplett alles frei – das finde ich nicht gut“
Marion del Pozo, Rentnerin
„Es wird etwa entkriminalisiert. Und dafür bin ich eigentlich.“
Marcel Töpfer, Schausteller
„Dann gibt es diese Bandenkriege nicht mehr, dann gibt es nicht mehr diese illegalen Geschäfte.“
Die meisten Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz werden durch Cannabis-Konsumenten verursacht. Fallen diese Strafanzeigen weg, werde das in erster Linie für die Polizei deutlich spürbar sein.
Dirk Peglow, Bundesvorsitzender Bund deutscher Kriminalbeamter
„Das heißt, wir werden diese Verfahren gegen Konsumierende nicht mehr führen müssen, die Justiz wird sie nicht mehr führen müssen. Insofern werden Ressourcen frei, die wir aber dann einsetzen müssen bei der Bekämpfung des illegalen Rauschgifthandels, der nach wie vor dann auch noch Bedeutung haben wird. „
Vor allem in einer Großstadt wie Frankfurt, in der Cannabis-Dealer laut Peglow auch weiter ihr Geschäft machen werden.
Dirk Peglow, Bundesvorsitzender Bund deutscher Kriminalbeamter
„Sie werden natürlich versuchen Material zu verkaufen, was einem höheren THC-Gehalt hat, sie werden versuchen Material zu verkaufen, was billiger ist als in den Abgabestellen und es steht auch zu befürchten, dass sie sich gezielt an Jugendliche wenden.“
Denn nicht nur unter Erwachsenen ist Cannabis beliebt. Jeder zehnte Teenager zwischen zwölf und 17 Jahren hat bereits eigene Erfahrungen mit der Droge gemacht. Auch hier steigt die Tendenz.
Kinder- und Jugendärzte warnen vor der geplanten Legalisierung.
Dr. Lothar Maurer, Berufsverband Kinder- und Jugendärzte Rheinland-Pfalz
„Wenn Jugendliche regelmäßig Cannabis nehmen, verlieren sie 10 IQ-Punkte und auch bei Einzeleinnahme kann das eine Psychose auslösen, kann eine Schizophrenie auslösen. Und in dem Moment, wo Cannabis legalisiert ist, ist das Risiko hoch oder die Wahrscheinlichkeit höher, dass Jugendliche an Cannabis rankommen.“
Das Drogenreferat in Frankfurt sieht diese Gefahr nicht.
Artur Schroers, Leiter Drogenreferat Frankfurt
„Es gibt einige Szenarien, die aufgebaut werden, der Konsum würde zunehmen, dafür gibt es keine wissenschaftliche Evidenz. Im Gegenteil, es ist klar, dass der Konsum bei Minderjährigen nicht zunimmt. Das zeigen Untersuchungen aus Kanada und den Vereinigten Staaten.“
Chancen und Risiken, über die in den nächsten Wochen noch viel diskutiert werden wird.
Zunächst muss die EU-Kommission ohnehin grünes Licht geben. Erst dann will die Bundesregierung einen konkreten Gesetzentwurf vorlegen.