Busverkehr in Wiesbaden deutlich ausgedünnt

Eine Woche voller Samstage. Klingt erst einmal verlockend, oder? Nicht aber für die Wiesbadener. Denn dort fahren die Busse jetzt nur noch nach dem Samstagsfahrplan – und damit natürlich seltener. Weniger Leistung, dafür will der Betreiber aber weiterhin den vollen Fahrpreis. Das finden die Wiesbadener nicht okay.

In Wiesbaden will man in die Schule oder zur Arbeit, die Fahrpläne aber sind im Wochenend-Modus. Denn die Eswe-Verkehrsgesellschaft hat jetzt vollständig auf den Samstagsfahrplan umgestellt.
Michael Spannaus, Pressesprecher Eswe Verkehr
„Wir haben im Moment einen gewissen Krankenstand. Corona spielt da auch noch eine Rolle. Und dann ist es einfach so, dass wir irgendwann merken im täglichen Betrieb, Fahrten müssen ausfallen. Und dann stehen die Fahrgäste zu recht verärgert an der Haltestelle und sagen: ‚Da steht ein Bus, aber der kommt ja gar nicht‘.“
Das Ziel also: Wieder mehr Verlässlichkeit in den Fahrplan bekommen, indem die Fahrten reduziert werden, nämlich von täglich 3.700 auf rund 2.800. Mit Folgen für die Fahrgäste:
Amin Hammouti, Speditionskaufmann
„Seit Montag bin ich jetzt auf der Arbeit oft zu spät gekommen.“
Daniela Behrend, Mitarbeiterin bei einem Sicherheitsdienst
„Es ist nur noch zum Schreien.“
Tobias Rath, Lehrer
„Ich bin Lehrer in Wiesbaden. Und es betrifft mich und leider auch sehr oft die Schüler. Ein bisschen Gnade vor Recht walten lassen, ist noch kein Problem. Aber natürlich sollte es sich nicht ewig ziehen.“
Ursula Perske, Verkäuferin
„Es ist der gleiche Preis, das kommt ja auch dazu. Die Busse fallen aus, man steht rum, wartet Stunden. Ich weiß schon, dass Eswe da ein Problem hat mit den Fahrern.“
Denn die fehlen auf dem Arbeitsmarkt. Normalerweise arbeiten bei der Eswe rund 750 Fachkräfte, davon fehlen aktuell täglich mindestens 50. Um die Schichtpläne aber zu entlasten und möglichen Krankheitsausfällen im Herbst vorzubeugen, müsste die städtische Gesellschaft eher rund 850 Fahrer beschäftigen.
Michael Spannaus, Pressesprecher Eswe Verkehr
„Eigentlich wollen wir die Busfahrerinnen und Busfahrer mit einem Fahrplan ja auch entlasten, damit sie mehr Pause haben. Im Moment, so ehrlich müssen wir sein, funktioniert das noch nicht.“
Denn nicht alle Busfahrer sind erleichtert. Einer von ihnen spricht uns während unserer Dreharbeiten auf die angespannte Situation an.
Busfahrer
„Der Druck auf die, die noch da sind und im Dienst sind, wird immer größer. Man kommt sich ein bisschen blöd vor fast, dass man überhaupt noch da ist.“
Die Verkehrsgesellschaft ringt nach einer Lösung.
Michael Spannaus, Pressesprecher Eswe Verkehr
„Wir müssen sehen, dass wir wieder unsere 50 derzeit fehlenden Fahrerinnen und Fahrer wieder zurückbekommen. Entweder indem sie aus dem Krankenstand wieder zurückkommen, indem wir vielleicht auch andere Busunternehmen fragen, ob sie uns mit Busfahrerinnen aushelfen können. Da haben wir verschiedene Möglichkeiten.“
Bis auf weiteres fahren aber weniger Busse als sonst durch Wiesbaden. Und momentan weiß noch niemand so genau, wann hier wieder alles nach Plan verläuft.