Bundeswehr lädt ins Ostercamp

Spätestens seit der Krieg in der Ukraine begonnen hat, wird über den Zustand der Bundeswehr heiß diskutiert. Neben einsatzfähiger Ausrüstung scheint der deutschen Armee vor allem eines zu fehlen: Nachwuchs. Das will die Bundeswehr mit Aktionen wie ihren Ostercamps ändern.

Kriegseinsatz in Mittelhessen. Die Mission: Fünf Zivilisten müssen in Sicherheit gebracht werden. Alles natürlich nur eine Übung für den Ernstfall, beobachtet von knapp 50 Camp-Teilnehmern. Die 16- bis 19-Jährigen können in Stadtallendorf für vier Tage einiges selbst ausprobieren: Wie tarnt man sich in freier Natur? Wie kommt man dort an Trinkwasser? Und wie macht man ein Feuer?
Auch einige junge Frauen sind mit dabei, darunter Lilly aus Gießen. Die 18-Jährige will beim Ostercamp sehen, ob ein freiwilliges Jahr bei der Bundeswehr etwas für sie ist.
Lilly G., Gymnasiastin aus Gießen
„Also bisher hat’s mir auf jeden Fall Spaß gemacht. Toller Eindruck, wo ich auch glaube, dass ich den sobald nicht wieder bekommen werde. Und natürlich allgemein alles, was wir hier bisher gesehen haben, auch heute, war wirklich sehr interessant und hat mir sehr gefallen.“
Auch Silas aus Rauschenberg bei Marburg hat sichtlich Spaß. Dem 19-Jährigen hat es vor allem die Division „Schnelle Kräfte“ angetan, er würde gerne selbst Fallschirmjäger werden. Auch wenn eine mögliche Bundeswehrkarriere in seinem Freundeskreis teils auf Kritik stößt.
Silas R., Azubi aus Rauschenberg
„Natürlich kommt da erst mal die direkte Frage: ‚Dann musst du ja in den Krieg, willst du das denn?‘ Aber ich glaube, dass das momentan in der Zeit gar nicht mehr so aktuell ist. Es geht ja mehr um den Landesschutz und den Bündnisschutz. Natürlich kann es auch zum Krieg kommen, aber meine Familie unterstützt mich trotzdem dabei.“
Seit der Aussetzung der Wehrpflicht 2011 wird immer wieder diskutiert, wie die Bundeswehr an Nachwuchs kommen kann. Die Zahl der Bewerber sinkt: Waren es vor Corona bundesweit noch bis zu 50.000 im Jahr, bewerben sich inzwischen nur noch 20.000. Diesem Trend will die Bundeswehr mit Aktionen wie dem Ostercamp entgegensteuern.
Torsten B., Karriereberatungsoffizier
„Wir sind nicht mehr so verankert in der Gesellschaft, wie es früher mal war. Deswegen sind wir auch bereit, solche Mittel anzubieten, um genau die realistischen Bilder darzustellen. Damit wir junge Menschen, interessierte Menschen und auch geeignete Menschen bekommen.“
In Hessen und Rheinland-Pfalz veranstaltet die Bundeswehr seit 2015 Feriencamps, in Stadtallendorf zum zweiten Mal. Die Reihe hat Erfolg: Zweidrittel der Teilnehmer bewerben sich später als Rekrut. Auch bei diesem Ostercamp zeigen sich die Jugendlichen neugierig.
Ben C., Hauptfeldwebel Division Stadtallendorf
„Hätte man mir nicht gesagt, dass das nur Interessierte sind, hätte ich jetzt fast gedacht, das sind Rekruten. Sehr diszipliniert und aufmerksam, haben sehr viele Fragen gestellt.“
Silas fühlt sich nach den vier Tagen in seiner Entscheidung bestätigt: Wenn er im Sommer mit seiner Ausbildung zum KfZ-Mechatroniker fertig ist, will er sich bei der Division in Stadtallendorf bewerben.