Bund will Unterstützung der Jugendarbeit reduzieren

In Hessen und Rheinland-Pfälzer sind derzeit Herbstferien. Viele sind unterwegs – so auch die Kinder und Jugendlichen des Jugendprojektorchesters Ensch Mehring. Sie nutzen die Ferien, um in einer Jugendherberge im rheinland-pfälzischen Prüm schon einmal für ihr Weihnachtskonzert zu proben. Allerdings könnte das für sie der letzte Ausflug gewesen sein, denn die Bundesregierung will bei der Unterstützung der Jugendarbeit den Rotstift ansetzen.

Ja, ist denn schon Weihnachten? Noch nicht ganz! Aber das Jugendprojektorchester Ensch Mehring muss schon für das Weihnachtskonzert üben. Das geht am besten in einer Jugendherberge mit vielen Proben, aber auch Spielen und Wanderungen.
Carolin Welter, Gründerin Jugendprojektorchester Ensch Mehring
„Das ist unfassbar wichtig, dass die Kinder lernen, miteinander zu spielen und aufeinander zu hören und Rücksicht zu nehmen. Und all die Punkte lernt man eben nicht nur durch die musikalische Arbeit, sondern auch durch alles drumherum.“
Vor knapp drei Jahren hat Carolin Welter das Jugendorchester gegründet. Seitdem proben sie und Mitdirigentin Christine Regneri wöchentlich mit rund 30 Kindern und Jugendlichen. Die bezahlen einen kleinen Mitgliedsbeitrag. Doch der Musikunterricht und alle Aktivitäten gemeinsame Fahrten sind kostenfrei.
Carolin Welter, Gründerin Jugendprojektorchester Ensch Mehring
„Und nur deshalb sind jetzt noch so viele Kinder dabei und nur deshalb ist die Nachwuchsförderung der Vereine nicht gesichert, aber da ist jetzt endlich wieder was, wo man auch was aufbauen kann. Und wo wir endlich wieder so ein bisschen Zukunftsaussichten haben.“
Durch Auftritte verdient das Jugendorchester ein paar hundert Euro im Jahr. Das meiste Geld bekommt es aus dem Fördertopf Kinder- und Jugendplan. Der unterstützt bundesweit Projekte für junge Menschen, dieses Jahr mit knapp 240 Millionen Euro. Davon gehen Gelder beispielsweise an die Jugendsozialarbeit oder an die Kinder- und Jugendarbeit. Das können Sportvereine, die Freiwillige Feuerwehr oder wie in diesem Beispiel ein Kulturprojekt sein. Die Summe der Gelder soll im kommenden Jahr stark gekürzt werden, nämlich um rund 19 Prozent, weiß der Bundestagsabgeordnete Daniel Baldy.
Daniel Baldy (SPD), Bundestagsabgeordneter aus Mainz
„Ich persönlich und auch die SPD-Fraktion, wir halten das an der Stelle für sehr falsch, weil wir eigentlich ja nach der Corona-Krise auch gesagt haben, Kinder und Jugendlich stehen jetzt an erster Stelle. Gleichzeitig ist es aber so, dass natürlich durch die jetzt angespannte Situation, durch Inflation, wirtschaftliche Situation, aber auch zum Teil dann noch ein bisschen gekürzt werden muss.“
Das Jugendorchester Ensch Mehring hat dieses Jahr vom Kinder- und Jugendplan 10.000 Euro bekommen. Eine Kürzung würde bedeuten:
Carolin Welter, Gründerin Jugendprojektorchester Ensch Mehring
„Dass wir uns entscheiden müssen, was wir mit den Kindern machen. Dass wir uns wirklich sehr einschränken müssen: Möchten wir die Gelder, die wir dann noch haben, für eine Jugendherberge ausgeben, aber dann eben nur für einen Tag? Was sich dann kaum mehr lohnt. Oder wollen wir das nur in die musikalische Arbeit stecken? Die Kosten sind immens gestiegen. Das könnten wir niemals die Kinder oder die Eltern alleine tragen lassen.“
Die rheinland-pfälzische Landesregierung hat bereits klargestellt, dass sie das Jugendorchester kaum unterstützen kann.
Familienministerium Rheinland-Pfalz
„Wir prüfen, was die Vielzahl dieser Einsparungen auf Bundesebene für das Land […] bedeuten. Sollten alle geplanten Einsparungen auf Bundesebene umgesetzt werden, ist es nicht realistisch anzunehmen, dass sie allesamt vom Land ausgeglichen werden können.“
Am 16. November will die Bundesregierung endgültig über den künftigen Kinder- und Jugendplan entscheiden – und damit auch über die Zukunft des Jugendorchesters Ensch Mehring.