Bürgermeister als Zeugen im Flut-Untersuchungsausschuss

Im Untersuchungsausschuss des Landtags Rheinland-Pfalz zur Flutkatastrophe im Ahrtal ging es bisher hauptsächlich um die Flutnacht vom 14. auf den 15 Juli. Nachdem diese Untersuchungen weitestgehend abgeschlossen sind, beschäftigt sich der Ausschuss nun mit der Zeit nach der Flut. Dazu haben heute mehrere Bürgermeister aus dem Ahrtal ausgesagt.

Die Tage nach der Flut. Das Wasser ist fort und lässt ein zum Großteil verwüstetes Ahrtal zurück. Während viele das Ausmaß der Katastrophe noch gar nicht fassen können, heißt es für die Bewohner und Helfer einfach nur aufräumen.
Im Untersuchungsausschuss berichten heute zwölf ehrenamtliche Bürgermeister, dass sie die ersten Tage auf sich allein gestellt waren.
Helmut Lussi, parteilos, Ortsbürgermeister Schuld
„Nach dieser Katastrophe kann man sich gar nicht vorstellen, was da alles zusammen funktionieren oder wo die Fäden zusammenlaufen müssen, um koordiniert dagegen vorzugehen. Mit der Versorgung für die Bevölkerung und Wasserversorgung, Stromversorgung, weil ja alles war ja nicht mehr vorhanden. Und es war teilweise so voller Adrenalin, man macht einfach, man schaut einfach, wie man diese Situation am besten bewältigt bekommt.“
Nur durch den Einsatz der freiwilligen Feuerwehren und Helfern konnte die Bevölkerung versorgt werden und die Aufräumarbeiten beginnen. Dass die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion, kurz ADD, zwei Tage nach der Flut die Einsatzleitung übernommen hat, habe kaum einer der Bürgermeister mitbekommen. Auch Wochen später herrschte Chaos.
Helmut Lussi, parteilos, Ortsbürgermeister Schuld
„Es ist nicht alles gut gelaufen, weil bei so einer Katastrophe angemessen zu reagieren, kann man im ersten Moment gar nicht, weil selbst diese Leute sind ja überfordert, die so eine Katastrophe noch nie mitgemacht haben.“
Später sei die Zusammenarbeit dann sehr bürokratisch und kompliziert gewesen.
Die Opposition kritisiert daher das Krisenmanagement der ADD.
Michael Frisch, AfD, Obmann Flut-Untersuchungsausschuss
„Der Krisenstab, der ja dafür zuständig gewesen wäre, hier die erste Katastrophenbewältigung auf den Weg zu bringen, hat seine Aufgabe nicht in der Form erfüllt, wie es zu erwarten gewesen wäre.“
Die CDU fordert erneut personelle Konsequenzen.
Dirk Herber, CDU, Obmann Flut-Untersuchungsausschuss
„Der Innenminister muss den ADD-Präsidenten abberufen. Er ist aus unserer Sicht nicht mehr tragbar so eine Behörde zu führen, die für den Katastrophenschutz verantwortlich ist.“
Daneben wird im Untersuchungsausschuss heute deutlich, wie sehr die Flutkatastrophe auch gesundheitlich an den Ortsbürgermeistern zehrt. Peter Richrath berichtet, dass zwei Bürgermeister-Kollegen ihr Amt wegen Herzproblemen aufgegeben hätten. Ein weiterer leide psychisch an den Folgen der Katastrophe.
Peter Richrath, CDU, Ortsbürgermeister Antweiler
„Der hat also die ganze Nacht auf dem Balkon gesessen. Das Wasser um ihn herum geflossen. Er kam von dem Balkon nicht weg und er hatte Angst, das Haus stürzt ein, dass er dann da mitgerissen wird. Und das ist ihm jetzt gerade vor einer Woche bewusst geworden, wo wir so stärkere Regenfälle hatten.“
Es wird noch lange dauern, bis der Untersuchungsausschuss die letzten Fragen klären kann, und wohl noch länger bis die Betroffenen die Katastrophe verarbeitet haben.